Welche Maßnahmen Linz kühlen sollen

Die Stadt Linz sucht systematisch nach den besten Lösungen gegen die Hitze. Laut Experten und Expertinnen bedeutet das: mehr Platz für Grün, weniger Platz für Autos und Beton - am wichtigsten sei aber eine Gesamtstrategie für die ganze Stadt.

Wenig überraschend ist die Kernbotschaft für ein besseres Stadtklima: Linz muss wesentlich grüner werden. Es müssen also in der Innenstadt mehr Bäume gepflanzt, Häuserfassaden und Dächer begrünt sowie asphaltierter Boden aufgebrochen und etwa durch Wiesen ersetzt werden. Das gilt für die meisten Städte in Österreich, die zu viele verbaute Flächen haben, erklärt der Stadtklimatologe Simon Tschannett von der Firma Weatherpark. Diese hat im Auftrag von Umweltstadträtin Eva Schobesberger (Die Grünen) untersucht, was Linz tun muss, um an heißen Tagen kühl zu bleiben. „Die Stadt, wie sie früher gebaut wurde, passt einfach nicht mehr zum heutigen Klima", so Tschannett gegenüber science.ORF.at.

Klimamodellen zufolge wird es im Schnitt mehr Hitzetage geben. 2018 war es in Linz an 34 Tagen heißer als 30 Grad Celsius. Dabei heizen sich die Gebäude und Straßen tagsüber besonders auf und wärmen in der Nacht die Umgebungsluft. Auch Autos speichern die Wärme und geben sie nachts ab. Dadurch kühlt es kaum ab. „Das ist ein wesentliches Problem, weil wir uns dadurch weniger gut erholen können. Guter Schlaf ist die Voraussetzung dafür, dass wir die heißen Tage gut aushalten und uns wohlfühlen.“ Besonders betroffen von Hitzewellen sind Innenstädte. „Die sind oftmals sehr stark zubetoniert. Dadurch bilden sich häufiger Hitzeinseln, wo die Temperatur am höchsten steigt.“

Am Hauptplatz in Linz dominiert Stein, das die Hitze stark speichert

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Am Hauptplatz in Linz dominiert Stein. Das speichert die Hitze.

Zwölf Grad weniger durch eine Baumreihe

Bäume würden hier Schatten spenden und die Hitze erträglicher machen. Einer 2018 veröffentlichen Studie zufolge würde schon eine Baumreihe am Linzer Hauptplatz die Strahlungstemperatur an heißen Tagen um zwölf Grad senken - dieses Maß gibt an, wie viel Strahlungswärme vom Menschen absorbiert wird. Deutlich spürbar ist das etwa, wenn man auf dem Gehsteig in der Sonne oder auf der Schattenseite geht, obwohl die Lufttemperatur dort fast gleich ist. Begrünte Fassaden und Bodenflächen würden zudem verhindern, dass sich die Hausmauern und Straßen aufheizen. Wie Springbrunnen und begrünte Dächer haben sie zudem durch das verdunstende Wasser einen kühlenden Effekt auf die Umgebungsluft.

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Allerdings, nur kosmetische Maßnahmen helfen Linz und anderen Städten gegen die Hitze nicht: „Ein einzelner Baum in einer Straße hat kaum eine Auswirkung. Es geht wirklich um große Bereiche, die begrünt werden oder vom Beton befreit werden müssen. Erst dann kann man einen Effekt sehen.“

Für derart großflächige Maßnahmen müsste man in Linz aber erst Platz schaffen. Vor allem für Baumalleen und kleinere Parkanlagen, in denen man schnell Erholung und Abkühlung bekommt, ist aktuell zu wenig Raum. Tschannett empfiehlt deshalb Städten in der Planung mehr auf den platzsparenderen Fuß- und Radverkehr zu setzen und Autos weniger Raum zu geben. „In einer Stadt, die klimawandelangepasst ist, hat das Auto einfach sehr wenig Platz. Das Auto braucht nämlich viel Platz, viel zubetonierte Fläche, damit es fahren kann und damit man es abstellen kann. Und das sind genau die Dinge, die eine Abkühlung verhindern.“

Mehr Radfahren wäre auch in Linz eine Klimaschutzmaßnahme

APA - Barbara Gindl

Mehr Radfahren wäre auch in Linz eine Klimaschutzmaßnahme

Mehr Infos zum Stadtklima

Auch wenn die einzelnen Maßnahmen für ein kühleres Stadtklima bekannt sind und es bereits viele Beispiele für punktuelle Veränderungen gibt, braucht es eine langfristige Gesamtstrategie, so Tschannett. Einfach irgendwo Parkplätze bepflanzen und Teiche anlegen, davon rät die Beratungsfirma ab. Vielmehr müsse Linz zuerst verstehen, wie das Stadtklima im Detail aussieht. „Eigentlich weiß man in allen österreichischen Städten zu wenig über das jeweilige Stadtklima und hat zu wenig Information über den Ist-Zustand.“

Bekannt ist etwa, dass in Linz Wind aus dem Mühlviertel und der Donau normalerweise nachts frische und kühle Luft in die Stadt bringt. „Zuletzt wurden hier vor rund zwanzig Jahren Daten erhoben. Man nimmt zwar an, dass sich nicht viel verändert hat. Trotzdem muss man genau wissen, wie sich dieser Wind im Detail verhält und welche Temperaturdynamiken es in der Stadt gibt. Dann kann man die richtigen Maßnahmen setzen und etwa darauf achten, den Wind nicht mit Hochhäusern zu blockieren.“

Stichwort Hochhäuser, diese können für eine hitzeresistente Stadterweiterung ebenfalls wichtig sein, so Tschannett. „Hochhäuser sind sinnvoll, wenn man dadurch mehr Platz für Grünflächen rundherum bekommt.“ Mithilfe von genauen Stadtklimamodellen soll man dann schon vor dem Bau sehen können, wie ein Gebäude und Grünflächen das Stadtklima konkret verändern. Dadurch gibt man dem Stadtplaner ein konkretes Werkzeug zur Hand, um zu sehen, was sich wo verträgt.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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