Rabattmodell für extrem teure Krebstherapien

Fortschritte in der Medizin lassen sich Pharmakonzerne oft teuer bezahlen. So verlangt Novartis für eine Behandlung von Blutkrebs 320.000 Euro. In Deutschland wurde nun zwischen dem Konzern und den Krankenkassen ein Rabattmodell entwickelt.

Es sieht eine „erfolgsabhängige“ Bezahlung vor, wobei mit „Erfolg“ das Überleben der Patienten und Patientinnen gemeint ist. Davon berichtete vor Kurzem die deutsche Gesellschaft für Wirtschaftlichkeit und Qualität bei Krankenkassen (GWQ Service Plus) als Verhandlungsplattform beteiligter deutscher Krankenversicherungen.

Es geht um Milliarden

Der Hintergrund: Mit CAR-T-Zelltherapien stehen in der Behandlung sonst kaum mehr beherrschbarer bösartiger Erkrankungen wie Blutkrebs neue Möglichkeiten zur Verfügung. Im Rahmen des Verfahrens werden jedem einzelnen Patienten T-Zellen aus dem Blut entnommen. Sie werden genetisch verändert, die veränderten Zellen werden vermehrt, der Patient erhält sie schließlich per Infusion zurück.

Im Körper richten sich diese Zellen dann gegen die krank machenden Blutkrebszellen. Auf der Basis von relativ kleinen Studien wurden solche Therapien zum Beispiel bereits für Leukämien bei Kindern und Jugendlichen/jungen Erwachsenen in den USA und in der EU zugelassen.

Ein in wissenschaftlichen Studien nicht genannter Punkt sind die Kosten für diese Behandlung. Der Schweizer Konzern Novartis verlangt rund 320.000 Euro für die Zelltherapie allein (exklusive der Vorbehandlungskosten und der Aufwendungen bei Nebenwirkungen etc.). Der Novartis-Konkurrent Gilead hat für ein CAR-T-Zellverfahren das US-Unternehmen Kite Pharma im August 2017 für 11,9 Milliarden US-Dollar (10,50 Mrd. Euro) gekauft. Solche Investitionen wollen erst „hereingebracht“ werden.

Voller Preis nur bei Überleben

Bei klinischen Studien, wie sie zum Beispiel an der Meduni Wien, in Linz etc. durchgeführt werden, begleicht der Sponsor die Rechnung. Für die Überführung in die klinische Routine bedarf es aber der Kostenübernahme bei den Spitalserhaltern. In Deutschland zahlen die Krankenkassen sowohl für die Spitalsbehandlung als auch für die Versorgung der Patienten in der niedergelassenen Praxis. In Österreich sind die Krankenhausträger (Bundesländer) in der Pflicht.

In Deutschland jedenfalls hat GWQ vor Kurzem mit Novartis einen „Deal“ mit Erfolgsvariante ausgehandelt. Die genauen Bedingungen für die Vereinbarung wurden in der Aussendung nicht publik gemacht. Gut unterrichtete Quellen sagen aber, dass der Rabatt bei Versterben von Patienten innerhalb eines Jahres rund ein Drittel des Novartis-Listenpreises für die Therapie betragen könnte. Die Teil-Refundierung von Therapiekosten durch den Konzern könnte von den Daten aus klinischen Studien für jeweils einzelne Erkrankungen, die mit CAR-T-Zellen behandelt werden, abhängig sein. Das könnte auch bei Vorhandensein neuer wissenschaftlicher Daten jeweils adaptiert werden.

Wörtlich heißt es in einer Aussendung: „Novartis führt einen Teil der Arzneimittelkosten für ‚Kymriah‘ (Tisagenlecleucel) an die GWQ zurück, sollte innerhalb eines definierten Zeitraums das Therapieergebnis ‚Überleben‘ nicht erreicht werden. Novartis und GWQ tragen damit gemeinsam Verantwortung für eine nachhaltige Finanzierung des Gesundheitssystems.“

science.ORF.at/APA

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