Ötzis letzte Reise

Ötzi dürfte offenbar aus dem Süden, also über die Schlucht am Eingang des Südtiroler Schnalstales, zu seiner letzten Reise aufgebrochen sein. Das legt eine neue Analyse der Moose nahe, die in und bei der Mumie gefunden wurden.

Zwei Drittel der gefundenen Moosarten sind in der nivalen Zone - also auf über 3.000 Metern – heimisch, heißt es in einer Aussendung des Instituts für Botanik der Universität Innsbruck. Ein Drittel allerdings nicht, da sie nur in niederen Gebieten gedeihen. „Jene Arten, die eigentlich am Fundort gar nicht wachsen können, sind für uns natürlich von besonderem Interesse, da sie uns Rückschlüsse auf die Route ermöglichen. Wir wissen, wo diese Moose üblicherweise vorkommen“, erklärt Klaus Oeggl, der die Arbeiten federführend leitete. Die Ergebnisse sind soeben in „PLOS ONE“ erschienen.

Nachbildung von Ötzi

APA/ROBERT PARIGGER

Er gehe davon aus, dass Ötzi auf seinem Weg auf das Tisenjoch die für die Höhe nicht zuordenbaren Moose mitgenommen hat. Das könne auf seiner letzten Wanderung sowohl absichtlich als auch unabsichtlich passiert sein.

Oeggls Kollege Jim Dickson von der University of Glasgow dokumentiert bereits seit Jahrzehnten die Vorkommen und geografische Verbreitung der Moose in diesem Südtiroler Gebiet. „Daher können wir rekonstruieren, durch welche Gebiete er gewandert ist“, sagte der Archäobotaniker. Besonders der Nachweis des Glatten Neckermoos (Neckera complanata) und einer Art der Torfmoose (Sphagnum) sei für das Forscherteam ein Beleg für die Theorie, dass „Ötzi“ aus dem Süden aufbrach.

Blick durch das Mikroskop auf ein 5.300 Jahre altes Glattes Neckermoos (//Neckera complanata//), das bei Ötzi gefunden wurde

Klaus Oeggl

Blick durch das Mikroskop auf ein 5.300 Jahre altes Glattes Neckermoos (Neckera complanata), das bei Ötzi gefunden wurde

Insgesamt 75 verschiedene Moose, darunter mindestens zehn Lebermoose, konnten die Wissenschaftler identifizieren. Heute würden an der Fundstelle 21 verschiedene Moosarten wachsen.

Die weltbekannte Gletschermumie ist im Südtiroler Teil der Ötztaler Alpen entdeckt worden. Zwei deutsche Bergsteiger, Erika und Helmut Simon, stießen am 19. September 1991 in 3.210 Metern Höhe am Tisenjoch auf die 5.300 Jahre alte Leiche aus der Jungsteinzeit.

science.ORF.at/APA

Mehr zum Thema