Warnung vor Mikrozephalie-Epidemie

Forscher haben vor einer weltweiten Mikrozephalie-Epidemie als Folge der Ausbreitung des Zika-Virus gewarnt. Eine Studie liefert nämlich neue Belege für den Zusammenhang zwischen der Infektion schwangerer Frauen und der Schädelfehlbildung bei Neugeborenen.

Die Studie

„New data back early hypothesis for infectious microcephaly“, The Lancet Infectious Diseases, 16.9.2016

„Wir empfehlen, dass wir uns auf eine weltweite Epidemie von Mikrozephalie und anderen Zika-bezogenen Krankheiten vorbereiten“, schreiben die Mediziner aus Großbritannien und Brasilien. Die Ergebnisse der Studie legen den Autoren zufolge nahe, „dass die Mikrozephalie-Epidemie sich auf alle Länder ausbreitet, wo das Zika-Virus derzeit übertragen wird oder wohin sich die Übertragung wahrscheinlich ausbreiten wird“.

Das Zika-Virus wird vorwiegend von Mücken weitergegeben und verläuft bei Erwachsenen zumeist harmlos. Bei Schwangeren kann es aber dazu führen, dass Babys mit Mikrozephalie geboren werden. Die Kinder haben dabei einen ungewöhnlich kleinen Kopf, was zu schweren Entwicklungsschäden führen kann.

Virus weit verbreitet

Für die Studie hatten die Wissenschaftler Schwangere und Neugeborene in einem Gebiet Brasiliens untersucht, das besonders von Zika betroffen ist. Bei der Hälfte von 32 Babys mit Mikrozephalie habe das Virus im Körper nachgewiesen werden können. Bei einer Vergleichsgruppe von 64 gesunden Babys sei es nicht nachgewiesen worden. Das Ergebnis belegt nach Einschätzung der Autoren die ohnehin weithin akzeptierte Annahme, dass es einen Zusammenhang zwischen Zika und Mikrozephalie gibt.

Die Forscher untersuchten auch die Mütter. Von den Müttern der Babys mit Mikrozephalie seien 80 Prozent während der Schwangerschaft mit Zika infiziert gewesen, heißt es in der Studie. Selbst bei den Müttern der gesunden Babys habe in 64 Prozent der Fälle das Virus nachgewiesen werden können. Die Studienautoren werteten dies als Beleg dafür, wie weit sich das Virus in den
betroffenen Gebieten ausgebreitet hat.

Angeborene Infektion

Die Wissenschaftler sprachen sich dafür aus, Zika künftig als angeborene Infektion zu bezeichnen, also eine Infektion vor oder während der Schwangerschaft; dazu gehören Röteln, HIV, Herpes, Toxoplasmose, Syphilis und das Speicheldrüsenvirus als Erreger der Zytomegalie.

Weltweit sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 1,5 Millionen Menschen mit dem Zika-Virus infiziert, die meisten davon in Brasilien. Mehr als 1.600 Babys mit Mikrozephalie wurden seit vergangenen Jahr als Folge der Zika-Epidemie geboren. Einen Impfstoff gibt es bislang nicht.

science.ORF.at/APA/AFP

Mehr zum Thema