Comeback nach der Katastrophe

Vor 66 Millionen Jahren schlug der „Dino-Killer“ auf der Erde ein: Der Asteroidentreffer löste ein Massensterben aus. Doch das Leben kehrte überraschend schnell zurück - sogar dort, wo sich der Himmelskörper in den Meeresboden bohrte.

Vor zwei Jahren haben Wissenschaftler Bohrungen im sogenannten Chicxulub-Asteroidenkrater durchgeführt. Der größte Teil des rund 200 Kilometer großen Kraters liegt im Golf von Mexiko, ein Teil des Kraterrandes ist am nordwestlichen Ende der mexikanischen Halbinsel Yucatan zu erkennen.

An Aufarbeitung und Analyse der über 800 Meter langen Bohrkerne war Ludovic Ferriere, Meteoritenforscher am Naturhistorischen Museum (NHM) Wien, beteiligt. „Rund einen Monat lang haben wir in zwei Schichten sieben Tage die Woche die Bohrkerne in Längsrichtung auseinandergeschnitten, beschrieben und analysiert“, erklärte Ferriere gegenüber der APA. Als Impakt-Experte interessierte sich Ferriere dabei vor allem für geschockten Quarz, wie er in Einschlagskratern auftritt.

Rückkehr nach nur zwei Jahren

Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Texas in Austin konnte anhand von Mikrofossilien, den Überresten einzelliger Organismen wie Algen und Plankton sowie Spuren in den Bohrkernen die Rückeroberung des Kraters durch Lebewesen belegen. Wie die Forscher nun im Fachblatt „Nature“ berichten, kehrte das Leben bereits zwei bis drei Jahre nach dem Einschlag wieder in den Krater zurück. 30.000 Jahre danach gab es dort blühende Ökosysteme, wie die Spuren von Phytoplankton beweisen.

Skelett und Plankton unter Wasser

John Maisano, University of Texas

Wiederansiedelung im Einschlagsgebiet: Das Plankton bildete die Vorhut

Die winzigen Fossilien sind für die Wissenschaftler nicht nur ein allgemeiner Hinweis auf die Bewohnbarkeit der Umwelt rund um den Einschlagsort. Ihre schnelle Rückkehr lege auch nahe, dass bereits kurz nach dem Einschlag auch andere Lebensformen im Krater leben konnten.

„Buch des Lebens geborgen“

Für Studienleiter Chris Lowery vom Institut für Geophysik der Universität Texas ist das „überraschend schnell“. Denn bisher ging man davon aus, dass es speziell in der Umgebung der Einschlagsstelle aufgrund schädlicher Umwelteinflüsse, wie etwa giftiger Metalle, am längsten dauert, bis Lebewesen wieder Fuß fassen können.

Offensichtlich könne man keine allgemeinen Voraussagen über die Erholung des Lebens nach einem Impakt treffen, betonen die Forscher. Die Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass die Rückkehr des Lebens in erster Linie von lokalen Faktoren beeinflusst wird. In anderen Gebieten der Welt habe es nach dem Einschlag bis zu 300.000 Jahre gedauert, bis sich das Leben in ähnlicher Form wie im Chicxulub-Krater regenerierte.

Während Bohrproben aus anderen Teilen der Welt nur wenige Millimeter Material enthalten, das in den Momenten nach dem Aufprall abgelagert wurde, finden sich in den dem Krater entnommenen Bohrkernen mehr als 130 Meter dieses Materials. „Wir haben hier im Impact-Krater ein ganzes Buch über die Wiederansiedlung des Lebens geborgen, während wir an anderen Orten nur einzelne Seiten finden“, sagte Ferriere. Die Wissenschaftler können damit die tägliche, wöchentliche, monatliche und jährliche Änderungen des Fossilienbestandes nachvollziehen.

science.ORF.at/APA

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