IV-Präsident ortet „Hatz“ auf Forschungsprämie

Eine „Hatz“ auf die angewandte Forschung und die Forschungsprämie ortet der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch. „Wir brauchen aber beides“, sagte er bei den Alpbacher Technologiegesprächen.

Forschungsrats-Chef Hannes Androsch sieht dagegen eine „fehlende Balance“ zwischen den beiden Bereichen.

Notwendig seien Grundlagenforschung und angewandte Forschung, das sei ein integriertes System, so Kapsch. „Wenn wir da Mittel massiv verschieben, in die eine oder andere Richtung, dann werden wir wahrscheinlich bei der Realisierung unserer Projekte Probleme bekommen.“ Große internationale Unternehmen wie Infineon, Boehringer oder auch die Voest hätten gerade aufgrund der Forschungsprämie ihre Investitionen in Österreich getätigt. „Das ist ein ganz wesentliches Instrument, das ich nicht infrage gestellt haben möchte“, sagte der IV-Chef.

Vorbild Schweiz

Androsch will die Forschungsprämie nicht verteufeln, habe diese doch zur beachtlichen Forschungsquote Österreichs beigetragen. „Besorgniserregend ist aber, dass diesem Input an Mittel nicht ein entsprechender Output gegenüber steht“, so Androsch, der einen der Gründe dafür in der „fehlenden Balance“ zwischen unmittelbar industriell angewandter Forschung und Grundlagenforschung ortet.

Technologiegespräche Alpbach

Von 23. bis 25. August finden im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach die Technologiegespräche statt, organisiert vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Ö1-Wissenschaftsredaktion.

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Er verwies auf die Schweiz, die auf der Industrieseite überhaupt nicht fördere, aber umso mehr im Vorfeld, dort wo das Risiko größer sei. Für Androsch ist das ein entscheidender Grund für den Erfolg der Schweiz und man sollte sich an diesem Vorbild orientieren.

Bonbonniere ohne Bonbons?

Auch Kapsch bemängelte einmal mehr die schlechte Relation zwischen In- und Output. „Da sehe ich die Initiative der Bundesregierung, dass wir einerseits auf Exzellenz und Wettbewerb setzen, andererseits die Effizienz und Effektivität des Forschungsförderungssystems ansehen, als gut.“ Kapsch bezog sich damit auf die im heutigen Ministerrat angekündigten Maßnahmen im Forschungsbereich, die er als „inhaltliches Zeichen“ begrüßte.

Es nütze aber die beste Forschungsförderung und -landschaft nicht, wenn man nicht die gesamte Wertschöpfungskette im Land halten könne. Ohne Umsetzung in die industrielle Produktion, „habe ich zwar einen Forschungsstandort, der hat aber relativ kurze Beine, weil mir die Patente, die Umsetzung und die Arbeitsplätze ins Ausland abwandern“.

Androsch ortet in der Regierungsinitiative „sehr überlegte Absichten, vorausgesetzt, dass diese auch Wirklichkeit werden“. Er erinnerte daran, dass ein Forschungsfinanzierungsgesetz schon 2009 vom damaligen Wissenschaftsminister Johannes Hahn geplant wurde, aber nie das Licht der Welt erblickte. Mangels finanzieller Inhalte der Ankündigung kommt es ihm „so vor wie eine schöne Bonbonniere, wo aber noch die Bonbons darin fehlen“. In den Jubel könne er erst einstimmen, wenn er die Bonbons sehe.

science.ORF.at/APA

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