Indien fliegt zum Mond

Lift-off beim zweiten Startversuch: Indien schickt ein Landfahrzeug zum Mond. Die Trägerrakete mit dem Orbiter Chandrayaan-2 hob heute planmäßig vom Weltraumbahnhof Satish Dhawan im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh ab.

Im Umkreis des Startgeländes versammelten sich bei leichtem Regen tausende Schaulustige, um die für das Land historischen Ereignisse zu verfolgen. Außer Schülern und Würdenträgern kam auch Staatschef Ram Nath Kovind, um für die Mondmission die Daumen zu drücken. Durch sie soll Indien das vierte Land nach den USA, Russland und China werden, dem eine Mondlandung gelingt.

Rover sucht nach Wasserspuren

Für Indien ist die Mondlandemission ein wichtiges Prestigeprojekt. Regierungschef Narendra Modi kündigte an, dass sein Land bis 2022 auch eine bemannte Raummissionen durchführen werde.

Der 2,4 Tonnen schwere Orbiter Chandrayaan-2 soll etwa ein Jahr um den Mond kreisen, Fotos von ihm machen und nach Anzeichen für Wasser auf dem Erdtrabanten Ausschau halten. Ein Landemodul soll Anfang September ein Forschungsfahrzeug auf den Südpol des Himmelskörpers bringen. Der Rover „Pragyaan“, nach dem Sanskrit-Wort für „Weisheit“ benannt, soll dann auf der Mondoberfläche unter anderem nach Spuren von Wasser suchen und Experimente machen.

Indische Trägerrakete startet in Richtung Mond

APA/AFP/ARUN SANKAR

Im zweiten Versuch hat es geklappt

Indien hat nahezu alle Komponenten der Rakete und ihrer Fracht selbst entwickelt, die Kosten dafür waren mit umgerechnet rund 124 Millionen Euro im Vergleich zu anderen Mondprogrammen niedrig. Bei Indiens erster Mondmission im Jahr 2008 hatte die Sonde Chandrayaan-1 den Erdtrabanten lediglich umkreist, war aber nicht gelandet.

Vor einer Woche war der Raketenstart nur 56 Minuten und 24 Sekunden vor Ende des Countdowns abgebrochen worden. Die indische Raumfahrtbehörde ISRO begründete dies mit einem „technischen Problem“ an der Trägerrakete. Medien berichteten unter Berufung auf ISRO-Vertreter, es habe ein Leck in einem Heliumtank gegeben.

ISRO-Chef K. Sivan äußerte sich vor dem zweiten Versuch aber absolut überzeugt, dass die Mission dieses Mal gelingt. Der Zeitung „The Hindu“ vom Sonntag sagte er, es gebe „keine Chance für irgendeinen technischen Fehler, der nun auftreten könnte“.

Am Samstag war weltweit an die erste Mondlandung vor 50 Jahren erinnert worden: Am 20. Juli 1969 hatte der US-Astronaut Neil Armstrong im Zuge des Nasa-Programms Apollo 11 als erster Mensch den Mond betreten.

Die symbolische Anziehungskraft des Erdtrabanten bestehe jedenfalls noch immer, erklärt David Parker, Forschungsdirektor der Europäischen Raumfahrtagentur ESA: „Der Mond ist das einzige Ziel im All, das für uns nicht nur ein Lichtpunkt ist. Wir können ihn mit eigenen Augen sehen.“

science.ORF.at/APA/AFP

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