Vogelhäuschen beeinflussen die Artenvielfalt

Vogelhäuschen und Futterstellen helfen im Winter nicht nur einzelnen Vögeln, sondern können auch die ansässige Vogelpopulation langfristig verändern – das zeigt eine Langzeitstudie aus Großbritannien.

Über den Zeitraum von 40 Jahren wurden in rund 200 britischen Gärten jene Vögel gezählt, die im Winter zu dort montierten Futterstellen kamen. In einer Studie analysierte ein Forscherteam um die Ökologin Kate Plummer vom British Trust for Ornithology die in über vier Jahrzehnten gesammelten Daten.

Sie zeigt, dass die Bestandszahlen jener Vogelarten, die das Futterangebot in britischen Gärten nutzten, in den 40 Jahren zunahmen – etwa bei der Elster. Die Bestandszahlen anderer Vogelarten nahmen hingegen im gleichen Zeitraum ab.

Sendungshinweise

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Ö1 Wissen aktuell: 26.11., 13:55 Uhr. Mehr Informationen zu den heimischen Gartenvögeln gibt es auch im neuen Universum: „Gefiederte Nachbarn – Die bunte Welt der Gartenvögel“: 26. November, 20.15, ORF2.

Auch die verschiedenen Arten der Gartenvögel wurden in der Langzeitstudie untersucht. Dabei fanden die Forscher und Forscherinnen heraus, dass immer mehr unterschiedliche Arten an britischen Futterstellen anzutreffen waren. So kommen Stieglitze und Schwanzmeisen heutzutage viel häufiger in britische Gärten vor, als noch vor 40 Jahren. Das Ergebnis der Studie zeigte, dass der Mensch mit dem Montieren von Futterstellen die Zusammensetzung ansässiger Vogelgemeinschaften direkt beeinflusst.

Vorschauf auf die Universum-Doku:

Auf Österreich seien die Ergebnisse der britischen Studie aber nur bedingt übertragbar, da es kaum vergleichbare Langzeitdaten gäbe, erklärt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. Futterstellen im eigenen Garten hätten trotzdem einige positive Aspekte.

„Das Füttern und Beobachten der Vögel im Winter hilft uns Menschen, in engeren Kontakt mit der Natur zu treten und diese besser zu verstehen. Natürlich führt es aber auch dazu, dass das einzelne Vogelindividuum besser über den harten Winter kommen kann“, so Wichmann. Wie sich Vogelhäuschen und Futterstellen auf ganze Vogelarten in Österreich auswirken, könne aber derzeit nicht mit Sicherheit festgestellt werden.

Ein Kleiber beim Fressen

Michael Kastl, Birdlife

Zählung der Wintervögel in Österreich

In Österreich gibt es dennoch jeden Winter eine Zählung der Gartenvögel. Die von BirdLife Österreich organisierte „Stunde der Wintervögel“ findet jedes Jahr Anfang Jänner statt und wurde heuer zum zehnten Mal durchgeführt. „Bei der Stunde der Wintervögel kann jeder, der Lust hat, mitmachen und im Garten die Vögel zählen, die an das Futterhäuschen kommen“, erklärt Wichmann. Im Jahr 2019 machten knapp 12.800 Österreicherinnen und Österreicher bei der Wintervogelzählung mit. Der Haussperling, besser bekannt als Spatz, wurde dabei am häufigsten gesichtet. Die Amsel ist dagegen seit dem Jahr 2015 aus jedem fünften Garten verschwunden.

Stieglitzt sitzt auf Vogelhäuschen

Hannah Asil, Birdlife

Der perfekte Garten für Vögel

Um den Vögeln über die kalte Jahreszeit zu helfen, brauche es einen geeigneten Garten und abwechslungsreiches Futter, erklärt der Geschäftsführer von BirdLife Österreich. Besonders wichtig sei dabei, den Garten so naturbelassen wie möglich zu gestalten. „Vögel brauchen ausreichend Platz, um vor Feinden flüchten zu können. Naturbelassene Bäume und Sträucher und das richtige Platzieren der Futterstellen sind dabei entscheidend bei der Gartengestaltung“, so Wichmann.

Beim Futter müsse außerdem auf Abwechslung geachtet werden. „Da kann man zum Beispiel geschälte Sonnenblumenkerne hergeben, aber auch Nüsse als Fettfutter, oder zum Beispiel Äpfel werden gerne von manchen Vogelarten gefressen“, schlägt der Vogelexperte vor.

Raphael Krapscha, Ö1-Wissenschaft

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