Wie aus PET-Flaschen Ski werden

Aus einer einfachen PET-Flasche Hartplastik machen und damit etwa Ski oder Windräder herstellen: Was US-Forscher in einer neuen Studie beschreiben, könnte in Zukunft eine echte Kreislaufwirtschaft für Plastik ermöglichen.

26 Millionen Tonnen Polyethylenterephthalat (PET) werden jährlich weltweit für Flaschen, Teppiche und Kleidung hergestellt, heißt es in einer aktuellen Studie im Fachjournal „Joule“. Nur ein Bruchteil davon wird gesammelt und wiederverwertet - das meiste in Form von PET-Flaschen. Meist entsteht aus ihnen aber weniger wertvolles Kunststoffmaterial, das am Ende nicht mehr weiter verwertet werden kann.

Die Forscher rund um den Chemiker Gregg Beckham vom US-Labor für Erneuerbare Energie haben nun einen Weg gefunden, wie aus dem Plastik hochwertigere, langlebige Produkte werden.

Geflecht: neuartiger Verdbundstoff, hergestellt aus Plastikflaschen

Dennis Schroeder / NREL

Ein Stück Hartplastik aus PET-Flaschen und Pflanzenabfall

Energie- und umweltfreundlicher

Vereinfacht gesagt haben die Wissenschaftler hierfür gesammelte PET-Flaschen und Pflanzenabfall aus Reis- und Weizenstroh chemisch so behandelt und vermischt, dass daraus harter Kunststoff wird, der sich für Ski ebenso eignet wie für Autoarmaturen oder Windräder. Die Chemie dahinter ist bereits bekannt und wird in der Industrie grundsätzlich angewendet, so Beckham, nur eben nicht mit PET und Pflanzenabfall.

Ö1-Sendungshinweise

Diesem Thema widmet sich auch das Morgenjournal sowie die Nachrichten am 28.2.2019.

Noch haben die Chemiker nur kleinste Mengen des harten Kunststoffes hergestellt. Schon jetzt rechnen die Forscher aber damit, dass die Herstellung der neuen Kunststoffmaterialien im Vergleich zu herkömmlichem Hartplastik energie- und umweltfreundlicher ist. „Wenn man es so macht wie wir, könnte man bei der Produktion des recycelten Plastiks rund 60 Prozent Energie sparen und 40 Prozent weniger CO2 ausstoßen“, rechnet Beckham.

Suche nach echter Kreislaufwirtschaft

Aber auch ein Ski, ein Autoarmaturenbrett und ein Windrad erreichen ihr Verfallsdatum nach einigen Jahrzehnten. Was danach mit dem Material passiert, ist noch unklar, so Beckham. „So wie das recycelte Pflanzen-Hartplastik jetzt zusammengesetzt ist, kann es danach nicht wieder weiterverarbeitet werden.“

Beckham und seine Kollegen arbeiten aber daran, den Prozess so zu verbessern, dass der Kunststoff immer wieder recycelt werden kann und aus einem Snowboard beispielsweise Autoteile werden und aus Windrädern Ski, so der Chemiker. „Wir wollen dadurch eine echte Kreislaufwirtschaft ermöglichen.“

Bis PET-Flaschen und Pflanzenabfall in großen Mengen zu Hartplastik verarbeitet werden können, wird es allerdings noch einige Jahre dauern, so der Forscher. „Wir müssen jetzt zuerst einmal größere Mengen im Labor herstellen, damit es auch für die Industrie interessant wird.“ Dann geht es darum, die unterschiedlichen, bestehenden Industrien für PET-Recycling, Pflanzenaufbereitung und dergleichen zusammenzuführen. „Das wird noch einige Zeit benötigen.“

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

Mehr zum Thema: