Ötzis Schnur war eine Bogensehne

Sein Mageninhalt, seine Krankheiten und seine Zähne sind bis ins kleinste Detail erforscht. Jetzt wurde wohl ein weiteres Geheimnis um Ötzi gelüftet. Die Schnur, die Ötzi bei sich trug, sei seine Bogensehne, sind Forscher überzeugt.

„Die in Ötzis Köcher erhaltene Schnur dürfte weltweit die älteste erhaltene Bogensehne sein“, teilte das Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen mit. Dort wird die Eismumie aufbewahrt. Bisher war nicht klar, was die Schnur genau für eine Funktion hatte.

Belastbare Tierfasern

Bisher war man davon ausgegangen, dass die mehrfach gedrillte Kordel aus Pflanzenfasern bestand. Die Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass sie aus Tierfasern gemacht ist - und daher belastbar und als Sehne geeignet. Jürgen Junkmanns von der Universität Bern und sein Team hatten für ihre Studie jungsteinzeitliche Pfeile und Bögen mit Ötzis Ausrüstung verglichen – so auch eine „mikroskopisch kleine Faserprobe von Ötzis Bogensehne“.

Nachbildung von Ötzi

APA/ROBERT PARIGGER

So könnte Ötzi ausgesehen haben

Prähistorische Bogensehnen gehören zu den seltensten Funden in archäologischen Ausgrabungen. Für das Archäologiemuseum bedeute das einen weiteren Rekord. „Ötzis kunstvoll gedrillte Kordel und seine Jagdausrüstung sind weltweit die ältesten erhaltenen der Jungsteinzeit.“ Ein weiteres Bündel aus tierischen Beinsehnen, das sich im Köcher befand, könnte Ersatzmaterial für eine weitere Bogensehne gewesen sein. Die Studie zu den Erkenntnissen wurde kürzlich im „Journal of Neolithic Archaeology“ veröffentlicht.

Laktoseintolerant und tätowiert

Ötzi lebte vor etwa 5.300 Jahren und wurde hinterrücks mit einem Pfeil niedergestreckt. Deutsche Wanderer hatten die Eismumie im September 1991 in der italienisch-österreichischen Grenzregion in der Nähe des Tisenjochs auf 3210 Metern Höhe entdeckt. Von dort wurde er ins Museum nach Bozen gebracht.

Seither arbeiten Wissenschaftler daran, der Mumie möglichst viele Informationen zu entlocken. Neben dem Mord an Ötzi und immer mehr Details zur Ernährung weiß man inzwischen etwa auch, dass er Karies hatte. Augenfarbe, DNA und Blutgruppe sind bekannt - ebenso, dass der Gletschermann laktoseintolerant und tätowiert war.

science.ORF.at/dpa

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