Rauchschwalbe, die über die Ostroute in die Tschechische Republik gezogen ist
Marcel Burkhardt
Marcel Burkhardt
Zoologie

Zugvögel auf der Westroute kommen früher

Zwei Routen gibt es, auf denen Zugvögel alljährlich von Afrika nach Europa fliegen. Auf der Westroute über Gibraltar kommen die Vögel rund eine Woche früher an, als jene auf der Ostroute, berichten Schweizer Forscher und Forscherinnen.

Das Team um Martins Briedis von der Vogelwarte Sempach untersuchte die Zugwege von 23 europäischen Vogelarten. Sie stützten sich auf die Daten von rund 600 mit Geolokatoren ausgerüstete Vögel, wie die Vogelwarte am Mittwoch mitteilte.

Die Auswertung zeigte, dass die Rückkehr aus den Winterquartieren zu den Brutplätzen nicht simultan erfolgt. Vögel, die über Ostafrika und den Nahen Osten fliegen, kommen im Mittel sechs bis sieben Tage später an, als diejenigen, auf der Westroute.

Die Brutplätze der untersuchten Vogelpopulationen sind als Kreisdiagramme dargestellt, die jeweils den Anteil Vögel angeben, die über die Westroute (rot) bzw. über die Ostroute (blau) ziehen.
Martins Briedis
Die Brutplätze der untersuchten Vogelpopulationen sind als Kreisdiagramme dargestellt, die jeweils den Anteil Vögel angeben, die über die Westroute (rot) bzw. über die Ostroute (blau) ziehen.

Mit der im Fachjournal „Global Ecology and Biogeography“ veröffentlichten Studie habe man bisherige Annahmen bestätigt. Sie zeige, dass die spätere Ankunft der Ostzieher den verzögerten Frühlingsbeginn in Osteuropa widerspiegle, wo ein kontinentaleres Klima vorherrsche.

Die Ankunft der Vögel folge einer Art „grünen Welle“ von Süden nach Norden. Die meisten Vogelarten in Westeuropa kommen auf der Westroute an, es gibt laut der Vogelwarte aber Ausnahmen, wie etwa der Neuntöter, die Klappergrasmücke oder der Sumpfrohrsänger. Auslöser für die Rückkehr sei eine innere Uhr, die sich an der Tageslänge orientiere.

Gefahr Klimaerwärmung

Die Vogelwarte hält fest, dass diese Art der Forschung auch allfällige Effekte zeigen könne, wie die Klimaerwärmung langfristig die Zugsysteme beeinflusst. Für das Überleben und den Fortpflanzungserfolg von Zugvögeln sei es wichtig, dass sie den Zeitpunkt ihrer Rückkehr auf die lokale Entwicklung der Vegetation abstimmen können.

Komme der Frühling sehr früh, riskierten die Zugvögel zu einem Zeitpunkt aus Afrika zurückzukehren, an dem die Vegetation bereits weit fortgeschritten ist und damit das spätere Nahrungsangebot für ihre Jungen, wie etwa Raupen, bereits wieder abnimmt. Besorgniserregend sei insbesondere die Geschwindigkeit, mit der sich die klimatischen Bedingungen verändern, weil nicht klar sei, ob die Vögel mit diesem Tempo Schritt halten können.