Feuerkugel über dem Mondsee
Sirko Molau, Arbeitskreis Meteore e.V., AllSky7 Fireball Network
Sirko Molau, Arbeitskreis Meteore e.V., AllSky7 Fireball Network
Weltall

Video zeigt Feuerkugel über Österreich

Ein spektakuläres Schauspiel hat diese Woche über Österreich gesehen werden können: Am Montagnachmittag ging ein Meteor mit einem langen Feuerschweif nieder. Ersten Berechnungen zufolge könnten Bruchstücke davon in der Nähe des Mondsees gelandet sein.

Am Montagnachmittag um kurz nach 15.30 Uhr läuteten beim Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien die Alarmglocken: Dort befindet sich mit rund 10.300 Objekten eine der größten Meteoritensammlungen der Welt. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Videos einlangten. „Fantastisch“, sagte der Kurator Ludovic Ferriere im Gespräch mit dem ORF, „ich habe schon viele Sternschnuppen gesehen, aber einen Feuerball leider noch nie.“

Sollten Teile der Feuerkugel tatsächlich auf die Erdoberfläche gefallen sein, würde eine lange „Durststrecke“ derartiger Ereignisse in Österreich zu Ende gehen. Der letzte Meteorit schlug laut Ferriere am 5. November 1932 in Prambachkirchen ein, einer kleinen Gemeinde nahe Eferding in Oberösterreich.

Meteor über Österreich beobachtet

Videocredit: Sirko Molau, Arbeitskreis Meteore e. V., AllSky7 Fireball Network

Maximal ein Meter Durchmesser

Mittlerweile hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) bestätigt, dass er sich um einen Steinbrocken aus dem All gehandelt haben dürfte, der auf seinem Irrflug durchs Weltall die Bahn der Erde gekreuzt hat. Auch der Erdbebendienst der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat seine Druckwelle an mehreren seismischen Stationen registriert.

Vermutlich habe der Meteor einen Durchmesser von „mehreren Dezimetern bis zu einem Meter“ gehabt und sei mit etwa 20 Kilometern pro Sekunde – etwa 72.000 km/h – in die Atmosphäre eingedrungen. Dabei zog er einen langen Feuerschweif hinter sich her, der am Montagnachmittag trotz Sonnenscheins in Österreich und auch in den Nachbarländern gut zu sehen war.

100 Tonnen Weltraumteilchen pro Tag

An sich ist so ein Ereignis gar nicht so selten: Die US-Weltraumbehörde (NASA) schätzt, dass jeden Tag rund 100 Tonnen auf die Erde einprasseln. Aber zum allergrößten Teil handelt es sich dabei um Partikel von der Größe eines Sandkorns, die dann bestenfalls als Sternschnuppen zu sehen sind. Gestein von ungefähr der Größe eines Mittelklassewagens trifft die Erde im Schnitt einmal pro Jahr, und alle 2.000 Jahre schafft es dann ein Riesenbrocken in etwa so groß wie ein Fußballfeld in unsere Atmosphäre.

Dann freilich mit meist verheerenden Folgen. So vermuten viele Forscher einen Asteroiden oder Kometen hinter dem Tunguska-Ereignis, das 1908 einen ganzen Landstrich in Sibirien verwüstete. Die Druckwelle der Explosion umrundete mehrfach den Erdball. Nicht ganz so schlimm waren die Folgen des Meteoriten von Tscheljabinsk, der am 15. Februar 2013 im russischen Ural explodierte – mit einer Kraft von 30 Atombomben, wie Forscher später errechneten.

Zwischen Hallein und dem Mondsee

Ganz so dramatisch ging es dieses Mal zum Glück nicht zu. Der Feuerschweif dürfte dennoch von Tausenden Menschen gesehen worden sein. „Manche dachten, es könnte ein Flugzeug sein, aber für uns ist klar: Es handelte sich um einen Außerirdischen“, sagte Ferriere, „eben einen außerirdischen Stein.“

Auf dem Video sei gut zu erkennen, dass der Brocken sich während des Verglühens in mehrere Teile auflöst – oder „fragmentiert“, wie die Wissenschaftler sagen. „Wir gehen davon aus, dass es einige Stücke bis zum Boden geschafft haben, irgendwo zwischen Hallein und dem Mondsee.“

Sichtungen bitte melden!

Sollte jemand in seinem Garten Stücke davon finden, ersucht Ferriere, sich bei ihm zu melden. Was Sichtungen in der Atmosphäre betrifft, bittet er um Kontaktaufnahme auf der Meldeseite des NHM. Bisher (Stand 8.4., 19.00 Uhr) gibt es laut Ferriere bereits knapp 700 Meldungen derartiger Beobachtungen – die bisher größte Anzahl zu Feuerkugeln im Jahr 2020 weltweit.

Meteoritenbruchstücke seien für die Forschung sehr interessant, so Ferriere. „Es handelt sich um das älteste Gestein, das man auf der Erde finden kann. Es ist etwa 4,56 Milliarden Jahre alt, wir können viel über die Frühzeit des Sonnensystems lernen.“