Makaken
Biomedical Primate Research Centre Rijswijk
Biomedical Primate Research Centre Rijswijk
Verhaltensforschung

Arbeit mit Freunden entspannt Affen

Die Kooperation mit einem Freund beruhigt Makaken: Der Spiegel des Stresshormons Cortisol nimmt ab, wenn die Affen mit einem befreundeten Gruppenmitglied zusammenarbeiten, wie Experimente von Forscherinnen der Universität Wien zeigen.

Zahlreiche Tierarten – von Schimpansen über Löwen und Raben bis zu Buntbarschen oder Wespen – kooperieren mit Artgenossen in verschiedenen sozialen Zusammenhängen, etwa bei der Verteidigung des Territoriums oder bei der Jagd. Dazu benötigen Individuen eine Reihe kognitiver Fähigkeiten, die es ihnen ermöglichen, etwa ihre Partner zu erkennen und einzuschätzen, die räumliche Nähe anderer zu tolerieren, ihre Handlungen mit anderen zu koordinieren, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, und dabei manchmal auch geringere unmittelbare Gewinne zu akzeptieren.

Solche kognitiven Fähigkeiten sind eng mit körperlichen Prozessen verbunden, zu denen auch hormonelle Mechanismen zählen. Diese haben bisher jedoch vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit erhalten, schreibt ein Team um die Verhaltensforscherin Martina Stocker von der Universität Wien und Jorg Massen von der Universität Utrecht im Fachjournal „Open Science“ der britischen Royal Society (sobald online).

Wattestäbchen kauen beim Erdnussspiel

Die Forscher haben deshalb 14 Javaneraffen, die in einer 29 Individuen zählenden Gruppe im Biomedical Primate Research Centre in Rijswijk (Niederlande) leben, trainiert. Die zu der Gattung der Makaken gehörenden Tiere sollten mit anderen Gruppenmitgliedern gemeinsam eine Aufgabe lösen, um an Erdnüsse heranzukommen. Dazu mussten sie gemeinsam jeweils an einem Ende eines Seils ziehen, um die Nüsse in ihre Reichweite zu bringen.

Zudem wurde ihnen beigebracht, auf speziellen Wattestäbchen zu kauen. Dadurch erhielten die Forscher Speichelproben, um vor und nach der Zusammenarbeit der Affen das Hormon Cortisol zu messen.

Zwei Makaken beim Spielen
Animal Ecology Universiteit Utrecht

Dabei zeigte sich, dass der Cortisolspiegel nach der Aufgabe bei Tieren geringer war, wenn sie mit einem Freund zusammenarbeiteten – die gemeinsame Herausforderung, an die Erdnüsse zu gelangen, beruhigte sie. Dagegen blieb der Stresslevel gleich, wenn sie mit einem Gruppenmitglied kooperierten, mit dem sie keine engere Bindung haben.

Beruhigung trägt zu langfristigen Beziehungen bei

Auch wenn der Freund nur anwesend war und die beiden keine gemeinsame Aufgabe übernahmen, sank der Cortisolspiegel kaum. „Dies schließt aus, dass der Cortisolspiegel aufgrund der bloßen Anwesenheit eines befreundeten Affen abnimmt, und unterstreicht die Bedeutung enger sozialer Bindungen“, erklärte Stocker.

Die Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass der beruhigende Effekt bei der Kooperation mit befreundeten Individuen die Ursache für die Aufrechterhaltung langfristiger Zusammenarbeit sein könnte, wie sie bei den Makaken, aber möglicherweise auch bei anderen Arten und auch beim Menschen zu finden ist. Für interessant hielten sie weiterführende Studien, die zeigen könnten, welche Rolle das soziale Interaktion beeinflussende Hormon Oxytocin bei der beruhigenden Wirkung freundschaftlicher Kooperation spielt.