Zwei Besucher stehen vor Gemälden in der Landesgalerie Niederösterreich
APA/HERBERT PFARRHOFER
APA/HERBERT PFARRHOFER
Klimakrise

Online-Wetterkarte soll Kulturerbe schützen

Der Klimawandel stellt die Menschheit vor existenzielle Probleme. Doch auch das kulturelle Erbe ist in Gefahr. Eine neue Online-Wetterkarte soll nun dabei helfen Kulturgüter zu schützen, wenn etwa eine historische Altstadt von Starkregen überschwemmt wird.

Die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes ist lang. In Österreich gehören etwa die Altstadt von Salzburg und die Kulturlandschaft Wachau zum schützenswerten Weltkulturerbe. Doch der Klimawandel könnte der Erhaltung vielerorts einen Strich durch die Rechnung machen. Wo das Wetter zukünftig zur Gefahr wird, lässt sich nun mit einer eigens entwickelten Vorhersagekarte sehen, erklärt Anna Kaiser von der Donau Universität Krems und Projektleiterin von “ProteCHt2Save“.

„Unser Web-GIS Tool ist eine Wetterkarte, die anhand von historischen Daten Prognosen bis zu 50 Jahren im Voraus erstellt“, so Kaiser. Die Karte ist (nach Registrierung) frei abrufbar und soll helfen, Gefahren regional und früh zu erkennen. Am EU-Projekt „ProteCHt2Save“ sind Wissenschaftler und Stadt- und Regionalverwaltungen aus Österreich, Italien, Tschechien, Polen, Ungarn, Kroatien und Slowenien beteiligt. Nach drei Jahren ist das Projekt nun zu Ende gegangen. Am Dienstag findet die Online-Abschlusskonferenz statt.

Notfallplan für die Katastrophe

Neben der Wetterkarte entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von „ProteCHt2Save“ auch einen Notfallplan, wie man im Falle einer Katastrophe konkret vorgehen sollte. Wichtig sei die Vorausplanung, so Anna Kaiser. Wenn die Katastrophe – zum Beispiel ein Hochwasser – erst einmal eingetreten ist, dann müsse man auf etwas zurückgreifen können, um handlungsfähig zu sein.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 23.6., 13:55 Uhr.

Das bedeute etwa, „dass man sich im Vorhinein überlegt, was sind meine wichtigsten Gemälde, meine wichtigsten Ausstellungsstücke, wie sind die gefährdet, wodurch sind die gefährdet, kann ich sie ins nächste Stockwerk hinaufbringen, um sie vor der unmittelbaren Gefahr Wasser zu entfernen.“

Regionale Anpassung der Strategien

Der Notfallplan wird dann regional angepasst. Im italienischen Ferrara testete die Stadt, wie effektiv ihre bereits bestehende Rettungskette ist. Dort wird die Altstadt seit Jahren immer wieder von Starkregen überflutet.

Der Notfallplan sieht dort vor, dass zuerst die Feuerwehr, der Zivilschutz und Freiwillige daran arbeiten, das Wasser abzuleiten oder zu entfernen. Beim Test im Rahmen des Projektes stellte man fest, dass das Abflusssystem für das Hochwasser adaptiert werden müsste, erklärt Alessandra Piganti von der Stadtverwaltung Ferrara. Doch das sei momentan zu teuer. „Wichtig wäre aber auch bereits eine regelmäßige Reinigung von Schmutz und Blättern, die die Rohre verstopfen“, so Piganti.

In Krems wiederum gibt es nun eine Rangliste, um welche Kulturgüter man sich bei einem Hochwasser sofort kümmern muss und bei welchen noch relativ viel Zeit bleibt, um sie zu retten. Ganz oben auf dieser Rangliste der zu rettenden Kulturgüter steht dort die unterste Etage der Landesgalerie Niederösterreich, wo Bilder von Schiele und Kokoschka unter Wasser stehen würden.