„Abtreibungspille“ bald verschreibbar

Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) genehmigt laut der Frauensprecherin der Grünen, Meri Disoski, und der SPÖ-Nationalratsabgeordneten Petra Bayr den Antrag auf Verschreibbarkeit der „Abtreibungspille“ Mifegyne durch Gynäkologinnen und Gynäkologen. Damit wird das Medikament auch außerhalb von Krankenhäusern und Ambulanzen erhältlich.

„Bisher war es so, dass die Mifegyne ausschließlich in Krankenanstalten und in Ambulatorien, die zur Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen berechtigt sind, abgegeben werden durfte. Das widerspricht der medizinischen Praxis in vielen Ländern und bedeutet zudem für Frauen, die im ländlichen Raum leben, eine mühsame lange Anfahrt in einer ohnehin belastenden Situation“, so Disoski in einer Aussendung. „Die Verschreibungsmöglichkeit ist auf Gynäkologen und Gynäkologinnen beschränkt“, sagte sie der APA.

„Endlich ist es möglich, dass Frauen eine ungewollte Schwangerschaft innerhalb der ersten neun Wochen niederschwellig durch einen medikamentösen Abbruch beenden. Lange hat es gedauert, die Erleichterung ist groß“, sagte Bayr über die erweiterte Zulassung.

Ideologische Diskussionen

Bei Mifegyne handelt es sich um ein Medikament, das ehemals unter dem Namen RU-486 bekannt geworden und viele Jahre als mögliches Mittel für Schwangerschaftsabbrüche vor allem ideologischen und weltanschaulichen Diskussionen ausgesetzt war. Die österreichische Erstanwendung im Jahr 1999 am Krankenhaus Korneuburg in Niederösterreich hatte dort sogar zu Demonstrationen von Abtreibungsgegnern geführt. Die Wirksubstanz selbst – Mifepriston – war bereits 1980 vom damaligen französischen Pharmakonzern Roussel-Uclaf entdeckt worden. Es ist ein Progesteron- und Glukokortikoid-Rezeptorantagonist.

Der Wiener Gynäkologe und Leiter von Ambulanzen für Schwangerschaftsabbrüche, Christian Fiala, begrüßte am Donnerstag die erweiterte Zulassung bzw. Verschreibbarkeit des Medikaments ebenfalls, „weil sie grundsätzlich den Zugang zum Schwangerschaftsabbruch niederschwelliger macht und auch Frauen in den Bundesländern eine wohnortnahe Versorgung ermöglicht“, wie es in einer Aussendung hieß. Allerdings warnte Fiala davor, dass die Abgabe an ungewollt Schwangere damit auch ohne Qualitätssicherung sowie ohne Beratung und Nachkontrolle erfolgen könnte. „Das könnte ein Risiko für Frauen bedeuten“, so der Arzt. Fiala war 1999 einer der Ärzte am Krankenhaus Korneuburg, die RU 486 anwendeten.