Mikroben im Labor
JAMSTEC
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Tiefsee

100 Mio. Jahre alte Mikroben wiederbelebt

Forscher haben Mikroorganismen aus einer Zeit wiederbelebt, als noch Dinosaurier die Erde bevölkerten. Die Mikroben schlummerten fast 100 Meter unter dem Grund des Pazifiks, im Labor begannen sie nun wieder sich zu vermehren.

Ein Team um den Mikrobiologen Yuki Morono von der japanischen Meeresforschungsbehörde JAMSTEC hatte von einem Forschungsschiff aus mehrere Bohrproben vom Grund des Südpazifischen Meereswirbels genommen. Dieser bedeckt etwa zehn Prozent der Meeresoberfläche, umfasst 37 Millionen Quadratkilometer und zählt zu den am wenigsten erforschten Regionen der Erde.

Aufgrund der spezifischen Umweltbedingungen, die dort herrschen, wird er auch oft als marine Wüste bezeichnet: Die Sonneneinstrahlung in diesem Gebiet in der Mitte des Südpazifiks ist sehr hoch, der UV-Index extrem und weder Staubpartikel noch andere Zuflüsse vom Land kommen hier noch an. In der Folge ist das Wasser nicht nur überaus klar, sondern auch äußerst nährstoffarm.

Leben im Meeresschnee

„Unsere zentrale Frage war, ob in einer so nährstoffarmen Umgebung Leben existieren könnte, oder ob dies eine unbelebte Zone ist“, fasst Yuki Morono in einer Mitteilung zusammen. „Und wir wollten wissen, wie lange Mikroben ihr Leben fast ohne Nahrung aufrechterhalten können.“

Auf dem Meeresboden befinden sich Sedimentschichten, die aus so genanntem Meeresschnee, also organischen Abfällen von der Meeresoberfläche, sowie Staub und Partikeln bestehen, die vom Wind und Meeresströmungen hergetragen werden. Kleine Lebensformen wie Mikroben werden in diesem Sediment eingeschlossen.

YouTube-Video der Forscher:

Zu diesen Mikroben oder Mikroorganismen zählen mikroskopisch kleine Lebewesen, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind, wie zum Beispiel Bakterien, Mikroalgen oder Protozoen. Die meisten von ihnen sind Einzeller, doch auch einige Pilze und Algen gehören mit einer Größe von weniger als 0,03 Millimetern dazu.

Im Labor wieder zum Teilen gebracht

Mit spezifischen Laborverfahren behandelten die Wissenschaftler die Proben, um das Wachstum der im Sediment enthaltenen Mikroben anzuregen, wie sie im Fachblatt „Nature Communications“ schreiben. Tatsächlich handelte es bei jenen nicht um versteinerte Fossilien, sondern zum Großteil um lebensfähige aerobe Bakterien, die zur Teilung fähig waren.

„Anfangs war ich skeptisch, aber wir erkannten, dass bis zu 99,1 Prozent der vor 101,5 Millionen Jahren abgelagerten Mikroben in den Sedimenten noch lebten und bereit waren, Nahrung aufzunehmen“, sagte Morono.

Für seinen Mitautor Steven D’Hondt ist das die spannendste Erkenntnis der Studie: „Sie zeigt, dass das Leben in den alten Sedimenten der Weltmeere unbegrenzt ist, dass es in den ältesten Sedimenten mit der geringsten Menge an Nahrung noch lebende Organismen gibt, und dass sie zurückkehren, wachsen und sich vermehren können.“