Wasserfroschart Pelophylax nigromaculatus
Kobe University
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Zoologie

Stuhlgang in die Freiheit

Manche Beutetiere haben ausgefeilte Strategien entwickelt, um ihren Jägern zu entkommen. Die vielleicht bisher originellste: Ein kleiner Wasserkäfer wird von einem Frosch verschluckt, regt dessen Stuhlgang an – und wird lebend und wohlbehalten wieder ausgeschieden.

Diesen außergewöhnlichen Trick der Art Regimbartia attenuata beschreiben Forscher um Shinji Sugiura von der Kobe Universität in Japan im Fachjournal „Current Biology“. Es sei das erste Mal, dass die Flucht eines Beutetiers nach dem Gefressenwerden wissenschaftlich dokumentiert werden konnte, so die Forscher.

Sie nutzten für ihre Testreihen die Wasserfroschart Pelophylax nigromaculatus. Wie viele andere Froscharten auch kann auch dieser Frosch mangels Zähnen seine Beute vor dem Verschlucken nicht töten, sondern nutzt dazu seinen Verdauungstrakt. Beim Käfer Regimbartia attenuata gelingt das jedoch meist nicht. Wie Sugiuras Team herausfand, regt der Käfer offenbar den Stuhlgang des Frosches an und gelangt recht rasch wieder ins Freie (siehe Video unten).

Der Käfer und der Frosch kommen in Nassreisfeldern Japans vor. Um das Abwehrverhalten des Käfers gegen seinen Fressfeind zu untersuchen, gaben die Wissenschaftler jungen und ausgewachsenen Fröschen im Labor ausgewachsene Exemplare des Käfers zu fressen. Für die Frösche war es ein Leichtes, die Käfer zu verschlingen. 93 Prozent der Käfer wurden jedoch nach bis zu sechs Stunden intakt wieder ausgeschieden. Und alle waren sie putzmunter.

Scheinbar bewegten sich die Käfer im Körper der Frösche durch den Verdauungstrakt Richtung Ausgang, hieß es. Damit sich am Ende auch der Schließmuskel öffne, müsse der kleine Käfer aber zunächst den Darm des Frosches anregen – um dann mit dem Stuhlgang ins Freie zu gelangen. Das gleiche Phänomen beobachteten die japanischen Forscher auch bei vier anderen Froscharten, nachdem sie die Käfer fraßen.