Brückenechse oder Tuatara auf einer Hand
AFP/MARTY MELVILLE
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Erbgut

Der Stammbaum eines lebenden Fossils

Die Brückenechse lief schon im Schatten der Dinosaurier vor rund 150 Millionen Jahren durch die Welt. Forscher haben nun das Erbgut und den Stammbaum des „lebenden Fossils“ entschlüsselt. Das eigentümliche Tier ist das letzte einer einst artenreichen Gattung und nur mehr in Neuseeland zu finden.

Mit einer Länge von etwas über einem halben Meter kann es die Brückenechse oder „Tuatara“ zwar nicht annähernd mit so manchem Urzeitriesen aufnehmen, ihr urtümliches, an Drachen-Darstellungen erinnerndes Aussehen, lässt den Betrachter trotzdem unweigerlich in Richtung der Dinosaurier abdriften. Entgegen letzteren aber bleib den Brückenechsen vor rund 65 Millionen Jahren das Aussterben erspart, bis in die heutige Zeit hat es trotzdem nur eine Art der einst artenreichen Gattung geschafft, die ausschließlich in Neuseeland anzutreffen ist.

In einem weitverzweigten Forschungsprojekt, an dem auch der am Austrian Institute of Technology (AIT) tätige Bioinformatiker Stephan Pabinger beteiligt war, ging man unter der Leitung von neuseeländischen Kollegen um Neil Gemmel von der University of Otago an die Entschlüsselung des Erbguts. Pabinger beschäftigte sich im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes in den USA vor allem mit der Analyse der mitochondrialen DNA des Tieres. Diese Arbeiten schloss der AIT-Forscher in der Folge in Wien ab.

Umfangreiches Erbgut

Das Erbgut des Tieres entpuppte sich als um zwei Drittel umfangreicher als das menschliche Genom, heißt es in einer Aussendung. Von der humanen DNA unterscheiden es auch Welten: Laut Gemmel ist die Gesamtheit des Brückenechsen-Erbguts in ihrem Aufbau deutlich anders als andere bisher entschlüsselte Genome.

Brückenechse oder Tuatara
Nicola Nelson

Die Analyse offenbarte überdies, auf welchem Ast des evolutionärem Stammbaumes die Echse ihren Platz hat. Fix war bisher nämlich nur, dass sie darauf schon sehr lange Zeit ganz alleine sitzt. Entgegen der Annahme mancher Experten, die das Tier eher in der abstammungsgeschichtlichen Nähe der Vögel, Schildkröten oder Krokodilen verorten, könne man nun sagen, dass sie zu jenem Zweig gehören, der auch Schlangen und Eidechsen beherbergt. Von diesen beiden haben sich die heutigen Brückenechsen laut den Forschern aber bereits vor geschätzten 250 Millionen Jahren emanzipiert.

Schutz vor Alter und Krankheit

Neben der entwicklungsgeschichtlichen Einordnung des Tieres interessierten sich die Wissenschaftler vor allem für die genetischen Eigenarten, die Brückenechsen in den Jahrmillionen kultiviert haben.

So zeigte sich, dass die mit einer erstaunlich langen Lebenszeit von um die 100 Jahre und einer Art dritten Auge, dem sogenannten Scheitelauge, gesegneten Brückenechsen eine ganze Reihe an Genen aufweisen, die offenbar daran beteiligt sind, das Tier gegenüber Alterungsprozessen zu schützen. Außerdem scheinen die Tiere kaum unter Krankheiten zu leiden.

Welche genetischen Gründe das haben könnte, gelte es noch herauszufinden, so die Forscher, die sich von der Entschlüsselung des so einzigartigen Erbguts neue Einsichten in die Entwicklung der Arten, sowie in Aspekte der menschlichen Biologie erhoffen.