Künstlerische Darstellung von DNA
©ktsdesign – stock.adobe.com
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Physik

DNA dehnt sich anders

Wenn man eine Spiralfeder in die Länge zieht, bekommt sie weniger Windungen. Beim Erbgut (DNA) kann merkwürdigerweise das Gegenteil der Fall sein. Über den Unterschied zwischen „normaler“ Welt und Welt der Atome berichten Wiener Forscher in einer neuen Studie.

Johannes Kalliauer vom Institut für Mechanik der Werkstoffe und Strukturen der Technischen Universität (TU) Wien bildete das Erbgut an Österreichs leistungsstärkstem Supercomputer (Vienna Scientific Cluster) mit Molekulardynamik-Modellen nach, die von Bauingenieuren entwickelt wurden.

„Man legt fest, wie die DNA-Spirale gestaucht, gedehnt oder verdreht wird und ermittelt dann, welche Kräfte auftreten und in welche Endpositionen die Atome schließlich gelangen“, so der Forscher in einer Aussendung. Damit sind die „merkwürdigen experimentellen Befunde“ reproduzierbar, die der menschlichen Intuition widersprechen: Nämlich dass sich die DNA in bestimmten Fällen bei Dehnung stärker einzwirbelt, anstatt die Zahl der Windungen zu verringern.

Das neue Modell kann Medizinerinnen und Biologen helfen, Vorgänge beim Ablesen des Erbguts besser zu verstehen, meint Kalliauer. Dabei könnten Details der DNA-Geometrie durchaus beeinflussen, ob es zu Lesefehlern kommt, die zum Beispiel Krebs auslösen, oder ob alles korrekt abgeschrieben wird. Die Studie ist im Fachmagazin „Journal of the Mechanics and Physics of Solids“ erschienen.