Zeitgeschichte

Letzter spanischer Mauthausen-Überlebender wird geehrt

Die spanische Regierung wird am Wochenende dem letzten spanischen Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen eine Ehrung zuteil kommen lassen.

Laut Medienberichten wird Vize-Regierungschefin Carmen Calvo am Wochenende anlässlich eines Frankreich-Besuchs auch nach Ay-Champagne fahren, wo der mittlerweile 101-Jährige Juan Romero seit Jahrzehnten lebt.

Es sei das erste Mal, dass der ehemalige KZ-Insasse vom spanischen Staat eine „Würdigung für seinen Kampf gegen den Franquismus und Faschismus in Europa“ erhalte, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme. Der 1919 in der andalusischen Provinz Córdoba geborene Juan Romero kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg (1936-39) aufseiten der legitim gewählten linksbürgerlichen Zweiten Republik gegen die aufständischen Truppen des späteren rechtsnationalen Diktators Francisco Franco.

Einer von 15.000

Nach der Niederlage floh Romero nach Frankreich, wo er sich der Fremdenlegion anschloss und im Widerstand gegen die nazi-deutsche Besatzung kämpfte. Er wurde gefangen genommen und in das KZ Mauthausen deportiert. Fast 15.000 sogenannte „Rotspanier“, wie die Nazis sie nannten, waren in deutschen Konzentrationslagern interniert, die meisten davon in Mauthausen und seinem Zweitlager Gusen im heutigen Oberösterreich. Von ihnen ist den Medienberichten zufolge nur noch Juan Romero am Leben.

Laut der Internetzeitung „eldiario.es“ verbrachte Romero vier Jahre in Mauthausen: „Von der SS dem sogenannten Desinfektionskommando zugewiesen, war er für das Einsammeln der Kleidung und Habseligkeiten von Hunderten von Männern, Frauen und Kindern verantwortlich, die in die Gaskammer geschickt wurden. Ein traumatisches Ereignis, das ihm 75 Jahre später weiterhin Albträume bereitet.“

Späte Anerkennung

Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelte sich Romero in Frankreich an, da ihm eine Rückkehr in die spanische Heimat während der Franco-Diktatur (1939-1975) verwehrt blieb. Der 101-Jährige erklärte, er sei nun „müde, aber glücklich“, dass sein Kampf doch noch Anerkennung gefunden habe. Calvo betonte im Vorfeld der Ehrung: „Es ist eine Würdigung, die er spät im Leben für all jene Landsleute erhält, denen diese nicht mehr zuteil wurde. Wie schulden ihnen aber die Erinnerung und die Anerkennung“.

Die Stellvertreterin des sozialistischen Regierungschefs Spaniens, Pedro Sánchez, wird bei ihrem Frankreich-Besuch auch Ministerpräsident Jean Castex und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo treffen, die wie Juan Romero ursprünglich aus Andalusien stammt.