Volksschülerin schreibt ABC auf eine Tafel
APA/dpa/Daniel Reinhardt
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OECD

Österreich schloss Schulen relativ kurz

Österreich hat im Frühjahr mit neun Wochen (elf Wochen für Oberstufenschulen) seine Schulen aufgrund der Coronavirus-Pandemie im internationalen Vergleich verhältnismäßig kurz geschlossen. Im OECD-Schnitt waren es 14 Wochen.

Laut dem am Dienstag veröffentlichten OECD-Bericht „Die Auswirkung von Covid-19 auf die Bildung“ sind zwei Staaten mit nur siebenwöchigen Schließdauern ausgekommen – etwa Island. In sechs, darunter auch Österreich, Israel, Dänemark und Norwegen, blieben die Schultore zwischen acht und zwölf Wochen geschlossen. 24 Staaten kamen auf Schließzeiten von zwölf bis 16 Wochen, 13 Länder auf 16 bis 18 Wochen.

Einschränkung: In diese Zeiten können auch Ferienzeiten hineingefallen sein (in Österreich etwa Ostern) – in Staaten, deren Sommerferien etwa Anfang Juni beginnen, ging die Coronavirus-Pause außerdem gleich nahtlos in die Ferien über. Andere Länder wiederum haben das Schuljahr vorzeitig abgebrochen oder später angefangen und dafür die Ferien anders gestaffelt.

Weniger Schüler in den Klassen als im OECD-Schnitt

Außerdem haben viele Länder auch die verschiedenen Schulformen unterschiedlich behandelt – in Schweden blieben etwa die höheren Schulen länger als in Österreich geschlossen (13 Wochen), während niedrigere Schulstufen gar nicht zumachten. In Staaten wie Deutschland (bis zu 17 Wochen geschlossen) und der Schweiz (bis 13 Wochen) gab es starke regionale Unterschiede.

Besser gerüstet als andere Länder sieht die OECD Österreich in Sachen Klassengröße. Hierzulande sitzen im Schnitt in der Volksschule 18 Kinder in einer Klasse (OECD-Schnitt: 21), im Sekundarbereich I (AHS-Unterstufe, Mittelschule) sind es 21 Schüler (OECD: 23). Abstandhalten als eine der wichtigsten Corona-Präventionsmaßnahmen falle in Klassen mit weniger Schülern leichter – zumindest wenn ausreichend Räume vorhanden sind.

Als Land der Berufsbildung stark betroffen

Als Land mit starker Berufsbildung ist Österreich von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie im Schulbereich generell stark betroffen. So sei etwa der praktische Unterricht als wichtiger Lehrplan-Teil sowohl in der Lehre als auch an berufsbildenden Schulen im Distance Learning schwierig zu vermitteln, heißt es in dem OECD-Bericht.

Die jährlich erscheinende Studie legt heuer einen Schwerpunkt auf die berufliche Bildung. Das umfasst etwa in Österreich vor allem die Lehre wie auch die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS; z.B. HTL, Handelsschulen, Handelsakademien), wobei die vierte und fünfte Klasse BHS bereits zum tertiären Bildungsbereich (Hochschule) gezählt wird.

Österreich wird in der Studie dabei mehrfach hervorgehoben: Der Anteil der Schüler auf der Sekundarstufe II (das sind vor allem AHS-Oberstufen, BMHS und Berufsschulen/Lehre), die eine Schule mit Berufsorientierung besuchen, liegt in Österreich bei 68 Prozent – im OECD-Schnitt sind es nur 42 Prozent.

Detailergebnisse der Studie: Vergleich Österreich-OECD

Im Folgenden Detailergebnisse für Österreich aus der OECD-Studie „Education at a Glance 2020“:

Akademikerquote: 2019 lag der Anteil der Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss an der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren in Österreich bei 34 Prozent (OECD-Schnitt: 39 Prozent). Das entspricht jeweils einem Anstieg von einem Prozent gegenüber dem Jahr davor. Beim Begriff „Akademikerquote“ ist Vorsicht geboten: In Österreich werden mittlerweile nicht nur Hochschulabschlüsse dazu gezählt, sondern auch bestimmte Schulabschlüsse (BHS-Abschlüsse gelten im internationalen Vergleich als tertiäre Kurzausbildungen, Anm.). Über einen Bachelor-, Master/Diplom bzw. Doktorabschluss verfügen in Österreich dagegen nur 18 Prozent (OECD: 32 Prozent)

Ausgaben pro Schüler/Schülerin bzw. Student/Studentin: In Österreich betrugen diese 2017 von der Volksschule bis zur Hochschule kaufkraftbereinigt pro Kopf durchschnittlich 14.672 US-Dollar. Damit lagen sie weit über dem OECD-Schnitt von 10.103 Dollar. Gleiches gilt auch für die jeweiligen Einzelbereiche Volksschule, Sekundarstufe und – etwas weniger stark – Hochschulen.)

Betreuungsverhältnis: Vergleichsweise weniger Schüler als im OECD-Schnitt kamen 2018 in Österreich in der Volksschule und in der Sekundarstufe auf einen Lehrer: Im Primarbereich (Volksschule) sind es zwölf Schüler (OECD: 15), in der Sekundarstufe neun (OECD: 13).

Bildungsausgaben: Österreichs Bildungsausgaben gemessen an der Wirtschaftsleistung lagen 2017 knapp unter dem OECD-Schnitt: In Österreich werden 4,8 Prozent des BIP für Bildungseinrichtungen vom Primar- bis Tertiärbereich verwendet, in der OECD sind es im Schnitt 4,9 Prozent. Gegenüber dem Jahr davor gab es jeweils einen Rückgang um 0,1 Prozent. Der Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben (ohne Forschung) an den öffentlichen Gesamtausgaben beträgt in Österreich unverändert 8,8 Prozent und ist damit ebenfalls unter dem OECD-Durchschnitt (9,8 Prozent).

Bildungsniveau: In Österreich verfügen 14 Prozent der 25- bis 64-Jährigen höchstens über einen Pflichtschulabschluss (OECD: 22 Prozent). 49 Prozent absolvierten als höchsten Bildungsabschluss die Sekundarstufe 2 (v.a. Lehre, berufsbildende mittlere Schule, AHS-Matura, BHS bis zum 3. Jahr; OECD: 36 Prozent), drei Prozent eine postsekundäre nichttertiäre Ausbildung (z.B. Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, bestimmte Uni- oder FH-Lehrgänge; OECD: sechs Prozent). 16 Prozent haben als höchsten Abschluss eine sogenannte kurze tertiäre Ausbildung (v.a. BHS-Matura, ehemalige Pädagogische Akademien; OECD: sieben Prozent), vier Prozent ein Bachelorstudium (OECD: 18 Prozent), 13 Prozent ein Master- oder Diplomstudium (OECD: ebenfalls 13 Prozent) und ein Prozent ein Doktoratstudium (OECD: ebenfalls ein Prozent)

Gender Gap: Die Einkommen der Frauen hinken sowohl in Österreich als auch in der OECD hinterher: Sie verdienen unabhängig von der Bildungsstufe weniger. In Österreich erhält etwa eine 35- bis 44-jährige Frau mit Tertiärabschluss 74 Prozent dessen, was ein Mann mit gleichem Alter und Bildungsabschluss verdient (OECD-Mittel: 77 Prozent). Am größten sind die Einkommensunterschiede im Hochschulbereich, tendenziell am geringsten im Bereich der Lehre bzw. Maturanten als höchstem Abschluss.

Hochschulabschlussquote: In Österreich verfügen bereits 42 Prozent der 25- bis 34-Jährigen über einen Abschluss im Tertiärbereich (v.a. Hochschulen plus BHS). Das liegt knapp unter dem OECD-Schnitt (45 Prozent). Seit 2009 ist dieser Anteil sowohl in Österreich (33 Prozent) als auch in der OECD (36 Prozent) deutlich angestiegen. (A1.2)

Internationale Studenten/Studentinnen: Mit 17 Prozent wies Österreich 2018 hinter Luxemburg (48 Prozent), Australien (27 Prozent) Neuseeland (20 Prozent), Großbritannien und Schweiz (je 18 Prozent) den sechsthöchsten Anteil internationaler Studenten an den eigenen Hochschulen auf (OECD: sechs Prozent). (B6.1)

Kindergarten: In Österreich besuchen 42 Prozent (OECD: 46 Prozent) der Zweijährigen und 77 Prozent (OECD: 78 Prozent) der Dreijährigen eine frühkindliche Bildungseinrichtung. Bei den Vierjährigen sind 94 Prozent (OECD: 89 Prozent) im Kindergarten, bei den Fünfjährigen 98 Prozent (OECD: 95 Prozent – inklusive Schülern in diesem Alter). Die Ausgaben für die Bildung Drei- bis Fünfjähriger liegt in Österreich mit 0,5 Prozent des BIP knapp unter dem

Klassengröße: 2018 saßen in Österreich im Schnitt in der Volksschule 18 Kinder in einer Klasse (OECD: 21), nur in Costa Rica, Lettland, Litauen und Griechenland waren es weniger. Im Sekundarbereich I (AHS-Unterstufe, Mittelschule) lag die durchschnittliche Klassengröße bei 21 Schülern (OECD: 23), damit liegt Österreich im vorderen Mittelfeld. (D2.3) Seit 2005 haben die Klassengrößen abgenommen.

Lehrer/inn/en-Alter: Österreich hat im OECD-Vergleich relativ alte Lehrer. Im Volksschulbereich sind in Österreich 36 Prozent aller Pädagogen 50 Jahre oder älter, in der OECD sind es 32 Prozent. Am höchsten fällt der Unterschied im Sekundarbereich I aus: In der AHS-Unterstufe bzw. Mittelschule sind in Österreich 47 Prozent der Lehrer mindestens 50 Jahre (OECD: 36 Prozent), an den Oberstufenschulen (Sekundarbereich II) kommt Österreich auf einen Anteil von 47 Prozent (OECD: 39 Prozent). Aber: Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Anteil der Lehrer über 50 in Österreich geschrumpft. (D5.3)

Lehrer/inn/en-Gehälter: Pädagogen verdienen in Österreich zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere und in allen Schultypen mehr als im OECD-Schnitt. Lag 2019 bei Volksschullehrern schon das Einstiegsgehalt mit rund 45.000 US-Dollar (kaufkraftbereinigt) pro Jahr über dem OECD-Schnitt (33.900), ist der Abstand beim Höchstgehalt mit rund 79.200 US-Dollar noch größer (OECD: 56.500). Ähnlich verhält es sich in der Sekundarstufe I (Ö: rund 44.500 Start-, rund 84.500 Endgehalt; OECD: 35.100 bzw. 59.200) und der AHS-Oberstufe (Ö: 43.700 bzw. 90.100 US-Dollar; OECD: 36.800 bzw. 61.700 US-Dollar). Im Vergleich zu anderen Hochschulabsolventen in ihrem Land stehen Lehrer und Lehrerinnen in Österreich dagegen etwas schlechter da: So verdient ein Lehrer in der Volksschule 74 Prozent vom durchschnittlichen Akademiker-Gehalt, in der Sekundarstufe I sind es 84 und in der AHS-Oberstufe 95 Prozent (OECD: 85 bzw. 89 und 94 Prozent).

Studienanfängerquote: 2018 haben in Österreich 58 Prozent der Unter-25-Jährigen eine Erst-Ausbildung im Tertiärbereich (wozu in Österreich allerdings auch die BHS-Matura gehört, Anm.; OECD: 54 Prozent) begonnen gehabt. Ohne internationale Studierende würde dieser Prozentsatz allerdings nur 48 Prozent betragen (OECD: 49 Prozent).

Unterrichtszeit der Lehrer und Lehrerinnnen: Volksschullehrer müssen in Österreich (792 Stunden pro Jahr) geringfügig mehr unterrichten als im OECD-Schnitt (778 Stunden). Im Sekundarbereich 1 stehen dagegen die österreichischen Lehrer jährlich fast 100 Stunden kürzer in der Klasse (Ö: 617, OECD: 712), in der AHS-Oberstufe sind es rund 80 Stunden (Ö: 598, OECD: 680). Die Zahl der Unterrichtstage liegt in Österreich mit 183 in allen Schulformen praktisch im OECD-Schnitt, die (allerdings nur für Pflichtschullehrer definierte) Jahresarbeitszeit indes darüber (Ö: 1.776; OECD: 1.549 für Volksschule, 1.563 für Sekundarstufe I).

Unterrichtszeit Schüler und Schülerinnen: Auch die haben im Volksschulbereich vergleichsweise wenig Unterricht: Sie kommen pro Jahr im Schnitt auf 705 Pflicht-Stunden (OECD: 804). Den höchsten Wert verzeichnet hier Costa Rica (1.147). Im Bereich der Sekundarstufe 1 (AHS-Unterstufe, Mittelschule) liegt Österreich dagegen mit einer durchschnittlichen jährlichen Unterrichtszeit von 900 Stunden nur knapp unter dem OECD-Schnitt (922). An der Spitze befinden sich hier Dänemark und Kolumbien (je 1.200 Stunden).