Sir Roger Penrose
APA/HANS KLAUS TECHT
APA/HANS KLAUS TECHT

Späte Anerkennung für ein Genie

Stephen Hawking hat einst als Doktorand bei ihm gearbeitet: Im hohen Alter von 89 Jahren bekommt der Brite Roger Penrose nun den Physiknobelpreis. Wie sein Schüler ist Penrose nicht nur ein genialer Forscher, er hat immer auch versucht, komplizierte Erkenntnisse für Laien verständlich zu erklären.

Hätte Hawking, würde er noch leben, nicht auch den Nobelpreis verdient? „Die Vorhersagen von Penrose zu den Eigenschaften von Schwarzen Löchern sind vielleicht noch ein bisschen fundamentaler gewesen. Aber natürlich hat Hawking da auch visionäre Beobachtungen angestellt“, sagte Lutz Wisotzki vom Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Keine Frage: Auch der Mathematiker Penrose ist ein Genie, wenn auch nicht so berühmt wie Hawking. Er stammt aus einer Familie von erfolgreichen Wissenschaftlern: Der Vater war ein bekannter Psychiater und Genetiker, die Mutter Ärztin, ein Bruder Mathematiker und ein anderer Psychologe sowie mehrfacher britischer Schachmeister. Fast allen gemeinsam scheint eine Liebe zur Geometrie zu sein. „Ich erinnere mich daran, wie ich verschiedene Polyeder (geometrische Körper) mit etwa zehn Jahren gemacht habe“, sagte Penrose einmal.

Penrose wurde im englischen Colchester geboren und verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Kanada, wo sein Vater arbeitete. Seine eigene wissenschaftliche Karriere trieb er hauptsächlich in Großbritannien voran. Er promovierte 1957 an der renommierten Universität Cambridge und arbeitete später als Professor an der hoch angesehenen Uni Oxford.

Intuitiver Forscher

Auch in Interviews versucht der Mathematiker, seine komplizierten Forschungen anschaulich zu erklären. Ulrich Bleier von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft kann sich noch gut an eine andere Besonderheit bei einer Begegnung mit Penrose erinnern: an „unglaublich unlesbare handgemalte Folien“.

Roger Penrose könne man mit Fug und Recht „im besten Sinne des Worts als ein Genie“ bezeichnen, meint auch Herbert Balasin vom Institut für Theoretische Physik der Technischen Universität (TU) Wien zur APA. Der große Verdienst von Penrose sei gewesen „mit Methoden, die man damals in der Relativitätstheorie überhaupt nicht verwendet hat, einfach zu zeigen, dass sie per se diese Art von Singularitäten erzeugt“. Mit einem völlig anderen, eigenwilligen Zugang habe er sich aber bei vielen grundlegenden Fragen letztendlich durchgesetzt. Auch im persönlichen Kontakt habe er den Eindruck, dass Penrose physikalische Probleme gewissermaßen als „Rätsel“ wahrnimmt, und sich ihnen sehr intuitiv annähert, so Balasin.