BepiColombo

Merkursonde umrundet Venus

Die Sonde „BepiColombo“ soll im Winter 2025 zum Merkur gelangen. Bereits nächste Woche umrundet sie die Venus. Österreichische Forscher und Forscherinnen warten gespannt auf die Daten, die die drei Messgeräte der Mission, an deren Entwicklung sie führend beteiligt waren, sammeln werden.

Am 15. Oktober in den frühen Morgenstunden wird sich die europäisch-japanische Raumsonde „BepiColombo“ mit ihren beiden Satelliten MPO und MMO dem Planeten Venus auf rund 11.000 Kilometer annähern, um die Geschwindigkeit und Flugbahn in Richtung Merkur anzupassen, wie das Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Mittwoch mitteilte. Die Venus ist ähnlich groß wie die Erde und jener Planet, der auf seiner Umlaufbahn der Erde mit einem minimalen Abstand von 38 Millionen Kilometern am nächsten kommt. Nach jüngst vermeldeten Hinweisen auf mögliches Leben in der Atmosphäre der Venus, rückt der Planet, der sich in eine dichte Wolkendecke hüllt, noch stärker in den Blickpunkt der Astronomen.

Magnetfeld im Visier

Mehrere Instrumente an Bord der Satelliten können auch schon bei Venus eingesetzt werden. Das Grazer IWF ist an den Magnetfeldmessgeräten auf beiden Raumsonden beteiligt. Sie sind während der rund fünftägigen Venus-Kampagne durchgehend eingeschaltet. Aus Sicht von IWF-Wissenschaftler Martin Volwerk verspricht die Flugbahn während des ersten Venus-Vorbeiflugs interessante Daten hinsichtlich der magnetischen Aktivität rund um den Planeten, auf dem Temperaturen bis zu 500 Grad herrschen.

„Wir können beobachten, wie sich die Aktivität des Magnetfeldes verändert, während sich BepiColombo dem Planeten nähert und sich dann wieder von ihm in kaum erforschte Magnetschweif-Regionen entfernt,“ hoffte Volwerk. Das Magnetometer auf dem japanischen Orbiter (MMO-MGF) wurde unter der Federführung des IWF in Kooperation mit dem japanischen Weltraumforschungsinstitut (ISAS/JAXA) und der TU Braunschweig entwickelt und gebaut.

Test für Merkur

Die Ionen-Kamera (PICAM) ist ein Massenspektrometer für Ionen. Es konzentriert sich auf Messungen in Regionen, in denen ein ausreichender Ionenfluss und damit eine verwertbare Signalstärke zu erwarten ist. „Wir konnten im Vorfeld die Betriebssoftware unseres Sensors an Bord der europäischen Raumsonde aktualisieren. In dieses Update sind direkt Erkenntnisse aus dem Earth-Flyby eingeflossen und wir gehen davon aus, dass sich das sehr positiv auf die Messergebnisse auswirken wird“, erklärt Harald Jeszenszky vom Grazer PICAM-Team. PICAM wird ungefähr 28 Stunden in Betrieb sein.

Die Signallaufzeit zwischen den Bodenstationen auf der Erde und der Raumsonde beträgt mittlerweile über neun Minuten. Das macht den Venus-Vorbeiflug zu einem ersten echten Test unter jenen Bedingungen, die ab 2026 bei dem noch am wenigsten erforschten Planeten Merkur herrschen werden. Zuvor muss die Sonde aber noch ein weiteres Mal an der Venus und weitere sechs Mal am Merkur vorbeifliegen, um den Schub zu drosseln um schließlich in die richtige Umlaufbahn einzuschwenken.

An der Mission zum Planeten Merkur sind sowohl die Europäische Weltraumbehörde (ESA) als auch die Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA) beteiligt. Die beiden Module werden den Planeten von einander ergänzenden Umlaufbahnen aus beobachten. Insgesamt tragen sie mehr als ein Dutzend Messinstrumente. Merkur zählt – aufgrund seiner Nähe zur Sonne – zu den am wenigsten erforschten Planeten im inneren Sonnensystem.