Jim Hampshire, dressed as a character from „Game of Thrones,“  attends the opening day of Comic Con International in San Diego, California, U.S., July 20, 2017. REUTERS/Mike Blake
Mike Blake – Reuters
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Netzwerkforschung

Warum „Game of Thrones“ so erfolgreich war

Fünf dicke Bücher mit 2.000 Charakteren und vielen toten Hauptfiguren: Die Buchvorlage zur TV-Serie „Game of Thrones“ war üppig und oft überraschend. Dennoch gelang es dem Autor George R. R. Martin, eine soziale Welt zu schaffen, die der echten sehr ähnlich ist – laut einer neuen Studie trug das maßgeblich zu ihrem Erfolg bei.

Die Anzahl und die Intensität der sozialen Kontakte, die die Charaktere pflegten, sei vergleichbar mit denen, die Menschen im echten Leben hätten, berichtet ein Team um den Mathematiker und Theoretischen Physiker Ralph Kenna von der University of Coventry. Trotz der Fantasy-Welten und der komplexen Erzählstränge sei es daher gut möglich, sich in die Geschichte hineinzufinden, schreiben die Forscher in einer Studie, die soeben in der Fachzeitschrift „PNAS“ erschienen ist.

Mittelalterliche Fantasy-Welt

Sie haben das komplizierte Sozialgeflecht der literarischen Vorlage von „Game of Thrones“ (GoT) – die „A Song of Ice and Fire“-Bücher von George R.R. Martin – mittels Netzwerkanalysen und mathematischer Verfahren untersucht. Das erste Buch der Reihe erschien 1996 und hat sich seither mehr als 70 Millionen Mal verkauft. In der Erzählung kämpfen in einer fiktiven, ans Mittelalter angelehnten Welt, in der auch Fantasy-Wesen leben, verschiedene Königreiche um die Vorherrschaft des „eisernen Throns“.

Netzwerkanalyse von Game of Thrones
University of Cambridge
Netzwerkanalyse der Fantasy-Welt

Die Forscher zählten in den 343 Buchkapiteln 2.007 Figuren, die über 41.000 Mal miteinander agierten. 24 von ihnen sind Buchkapitel aus eigener Perspektive gewidmet, als Hauptknoten im Netzwerk der GoT-Figuren erwiesen sich Jon Snow, Jaime Lannister, Tyrion Lannister, Catelyn Stark und Arya Stark. Innerhalb einzelner Kapitel war die Komplexität der Sozialbeziehungen deutlich reduziert und entsprach jener der echten Welt. Selbst die am besten vernetzten Figuren standen mit maximal 150 anderen im Austausch – auch das sei eine Obergrenze, die aus der Realität bekannt sei.

Dann doch nicht so überraschende Todesfälle

Die Abfolge, mit denen Todesfälle beliebter Charaktere oder andere unvorhersehbare Ereignisse eingeführt werden, sei ebenfalls entscheidend für den Erfolg, schreiben die Forscher. Sie kämen oft und überraschend genug, um die Leser zu fesseln, aber nicht so oft, dass es die Fähigkeit übersteige, der Handlung zu folgen oder unglaubwürdig erscheine.

„Diese Bücher sind bekannt für unerwartete Wendungen, oft im Hinblick auf den Tod eines Hauptcharakters“, sagt Mitautor Pádraig MacCarron von der University of Limerick (Irland). „Es ist interessant zu sehen, wie der Autor die Kapitel in einer Reihenfolge anordnet, die dies noch zufälliger erscheinen lässt als es in einer chronologischen Erzählung wäre.“ (Hier der Versuch einer chronologischen Erzählung, die den Forschern als Grundlage diente.)

Robin Dunbar von der University of Oxford (Großbritannien), ebenfalls an der Studie beteiligt, sagt: „Diese Studie liefert überzeugende Beweise dafür, dass gute Schriftsteller innerhalb der psychologischen Grenzen des Lesers sehr sorgfältig arbeiten.“