Ein Mann mit Schutzmaske hält eine weitere Schutzmaske in der Hand
AFP – JOHAN ORDONEZ
AFP – JOHAN ORDONEZ

Debatte über Masken neu entfacht

Seit dem Frühjahr herrscht wissenschaftlicher Konsens, dass Masken vor der Übertragung des Coronavirus schützen. Eine neue Studie dänischer Forscher hat nun keine Schutzwirkung für Maskenträger gefunden – ihre Autoren raten dennoch weiterhin zum Maskentragen.

Ein Team um den Kardiologen Henning Bundgaard vom Reichskrankenhaus in Kopenhagen hatte ab April über 6.000 gesunde Menschen für die Studie rekrutiert. Knapp die Hälfte von ihnen sollte einen Monat lang einen Mund-Nasen-Schutz (chirurgische Maske, Typ II) außerhalb ihrer Wohnung tragen, die andere Hälfte nicht. Zu diesem Zeitpunkt waren Abstandhalten und häufiges Händewaschen bereits verbreitet, Masken im öffentlichen Raum hingegen nicht.

Über 4.800 der Probanden beendeten die Studie, die in der Zeitschrift „Annals of Internal Medicine“ erschienen ist. In der Maskengruppe stecken sich 42 mit dem Coronavirus an (1,8 Prozent), in jener ohne Maske 53 (2,1 Prozent). Der Unterschied war also gering und statistisch nicht signifikant.

Ansteckungsgefahr für andere nicht untersucht

„Das heißt aber nicht, dass die Masken im öffentlichen Raum nicht dazu beitragen können, die CoV-Verbreitung zu verringern“, schreiben die Forscher. Ihre Studie hat zu einem anderen Zeitpunkt stattgefunden als heute – damals war die Infektionsrate gering, die meisten trugen keine Maske. Und sie hat auch nur die Schutzwirkung für die Trägerinnen und Träger der Masken untersucht und nicht, ob diese wiederum andere Personen angesteckt haben.

Auf diese Einschränkungen der Studienresultate macht auch Thomas Frieden, der ehemalige Direktor des US-Zentren für Krankheitskontrolle (CDC), in einem Begleitkommentar aufmerksam. Außerdem beruhten die Infektionsnachweise größtenteils auf Do-it-Yourself-Antikörper-Tests und diese seien nicht aussagekräftig genug. „Es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass Masken zur Kontrolle von Infektionsquellen dienen“, wird Frieden in der „New York Times“ zitiert. Das Ansteckungsrisiko kann laut Beobachtungsstudien durch Masken um bis zu 70 Prozent verringert werden.

“Masken sind keine Wunderwaffe“

Sie zu tragen, sollte aber nicht als Maßnahme für sicheren Eigenschutz verstanden werden. „Masken sind keine Wunderwaffe“, betont Christine Laine, Fachärztin für Innere Medizin und Herausgeberin der „Annals of Internal Medicine“. Wer sie trägt, solle sich nicht für unverwundbar halten und die anderen Hygiene- und Abstandsregeln auch weiterhin befolgen.

Außerdem hat auch die aktuelle Studie einen – wenn auch kleinen – Eigenschutz gefunden. „Und schon ein kleiner Schutz ist es wert, Masken zu tragen“, sagt Studienautor Henning Bundgaard laut dem Magazin „Forbes“. „Denn man schützt sich vor einer potenziell lebensbedrohlichen Krankheit.“