Eine Helferin hat einen Koala auf der Känguru-Insel gerettet
APA/AFP/Peter Parks
APA/AFP/Peter Parks
Umwelt

Gewinner und Verlierer im Tierreich 2020

Intensive Landwirtschaft, Klimakrise und Waldbrände: Das Leben wird für viele Tierarten immer schwerer. Für Feldhamster, Tintenfische und Koalabären etwa war 2020 kein gutes Jahr, wie es in einer Jahresbilanz des Umweltschutzverbands WWF heißt. Kegelrobben, Elche und Spitzmaulnashörner hingegen hätten ihre Lage dank Schutzmaßnahmen verbessert.

Dennoch verursache der Mensch gerade das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier-Zeit, kritisierte WWF-Vorstand Eberhard Brandes. Die Bilanz des WWF im Einzelnen:

Verlierer: Feldhamster, Koalas, Lemuren

Europäische Feldhamster: Er gilt seit diesem Jahr in der Roten Liste als vom Aussterben bedroht und könnte die nächsten 30 Jahre nicht überleben. Als Grund sehen Umweltschützer und Umweltschützerinnen vor allem die intensive Landwirtschaft, die den putzigen Tieren ihren Lebensraum nimmt.

Koalas: Fast drei Milliarden Wirbeltiere litten 2020 unter den verheerenden Buschbränden in Australien. Sie machten zum Beispiel den Koalas zu schaffen. 60.000 von ihnen waren massiv betroffen – zum Beispiel auf der Insel Fraser Island.

Lemuren: Von den insgesamt 107 heute noch lebenden Arten der possierlichen Äffchen gelten 103 als bedroht. Ihre Wälder auf Madagaskar und den vorliegenden Inseln werden gerodet und in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Auch Jagd dezimiert die Tiere.

Lemure klammert sich an einen Baum
Justin Jin / WWF France
Einer der bedrohten Lemuren

Störe: Mit dem Schwertstör gilt der erste Vertreter dieser Gruppe in der Neuzeit als ausgestorben. 85 Prozent der Arten dieser uralten Tierordnung sind bedroht. Dammbauten versperren ihnen den Weg zu ihren Laichgebieten. Zudem werden Störe wegen ihrer Eier (Kaviar) gefangen.

Tintenfische und Makohaie: Der Appetit auf Meerestiere wird immer größer – vor allem in Europa. Im Indischen Ozean stieg die Zahl der unregulierten Tintenfischereien in den vergangenen fünf Jahren nach WWF-Angaben um mehr als 800 Prozent. Das reißt auch Löcher in die natürliche Nahrungskette. Denn Tintenfische sind typische Beutetiere von Thunfischen. Die schnellsten Haie der Welt sind ebenfalls zu Gejagten geworden. Die nordatlantische Population ist so überfischt, dass es fünf Jahrzehnte bis zur Erholung dauern könnte. Strenge Schutzmaßnahmen sind 2020 gescheitert.

Gewinner: Robben, Wisente und Seegurken

Kegelrobben: Als angeblicher Konkurrent der Fischerei wurde Deutschlands größtes Raubtier nahezu ausgerottet. Die Wurfsaison 2020 macht aber Hoffnung: Allein auf Helgoland wurden bis Anfang November mehr als 500 Junge geboren – ein neuer Rekord. Auch in der gesamten Ostsee erholen sich die Bestände. Wurden dort Anfang der 1980er Jahre nur noch 2.500 Tiere gezählt, sind es nun rund 38.000.

Wisente: Vor fast 100 Jahren wurde der letzte freilebende Bulle im Kaukasus geschossen. Dank internationaler Zuchtprogramme in Zoos und Wiederansiedlungsprojekten kehren die Tiere langsam zurück. Die positive Entwicklung quittierte die Rote Liste 2020 mit einer Herabstufung der Gefährdungskategorie.

Spitzmaulnashorn
A.Rouse/WWF-Canon
Spitzmaulnashorn

Spitzmaulnashörner: Mitte der 90er Jahre waren die Bestände des Spitzmaulnashorns in Afrika auf rund 2.400 Tiere eingebrochen. Durch Lebensraumschutz, Umsiedlungsprogramme und Anti-Wilderei-Arbeit sind es nun wieder 5.600 Tiere. Im Jahr 2020 wurde das hauptsächlich in Namibia lebende Südwestliche Spitzmaulnashorn auf der Roten Liste auf „gering gefährdet“ herabgestuft. Die Art als Ganzes gilt aber weiter als vom Aussterben bedroht.

Seegurken: Seit 2020 beugt endlich ein Artenschutzabkommen der Überfischung vor – zumindest für drei besonders wertvolle Arten. Seegurken, die in Asien als Delikatesse gelten, sind Helfer in der Klimakrise. Sie beugen der Versauerung der Meere vor, wenn sie durch ihre Verdauung gereinigten Sand produzieren, der den pH-Wert am Grund erhöht.