Ausblick

Was das Wissenschaftsjahr bringt

Wohl niemals zuvor wurde die Bedeutung der Wissenschaft so eindringlich betont wie im vergangenen Jahr. 2021 gibt es für die Forschung und ihre Förderung u.a. ein neues EU-Forschungsrahmenprogramm, leichteren Zugang zu wissenschaftlichen Arbeiten und forschungspolitische Pläne.

Zu welchen Leistungen die Wissenschaft bei weltweiten Anstrengungen fähig ist, hat sie eindrucksvoll im knapp ersten Jahr der CoV-Pandemie gezeigt. Binnen weniger Monate wurden erste Impfstoffe zugelassen, auch das Fachjournal „Science“ kürte die rasante Entwicklung effektiver Impfstoffe gegen Covid-19 als wichtigsten Forschungsdurchbruch des Jahres. Nach dem Impfstart mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff in der EU knapp nach Weihnachten steht die Zulassungsentscheidung über das Vakzin des US-Pharmakonzerns Moderna unmittelbar bevor, weitere – etwa der von der Universität Oxford und dem Pharmakonzern AstraZeneca entwickelte, in Großbritannien bereits zugelassene Impfstoff – könnten folgen.

Parallel dazu geht auch die Entwicklung von Therapeutika zur Behandlung von Covid-19 weiter: So werden in den nächsten Wochen tragfähige Daten aus einer klinischen Studie zu dem vom österreichischen Genetiker Josef Penninger mit entwickelten SARS-CoV-2-Medikamentenkandidaten „APN01“ erwartet.

„Internationale Jahre“, „Horizon Europe“, Open-Access

Fans „Internationaler Jahre“ kommen 2021 voll auf ihre Rechnung: Die UNO hat gleich vier davon ausgerufen, nämlich das „Internationale Jahr des Obstes und Gemüses“, das „Internationale Jahr für die Beseitigung der Kinderarbeit“, das „Internationale Jahr des Friedens und des Vertrauens“ sowie das „Internationale Jahr der Kreativwirtschaft für die nachhaltige Entwicklung“. Dazu kommt das von der Internationalen Union für Speläologie (Höhlenforschung) proklamierte „Internationale Jahr für Höhlen und Karst“.

Für die europäische Forschungsszene ist 2021 das Jahr von „Horizon Europe“. Unter diesem Namen startete das neue EU-Forschungsrahmenprogramm mit Jahresbeginn. Mit einem Budget von 95,5 Mrd. Euro für die Jahre 2021-2027 gilt es als weltweit größtes Forschungsprogramm. Finanzstärkstes Element des Programms ist mit 53,5 Mrd. Euro die Säule „Globale Herausforderungen und europäische industrielle Wettbewerbsfähigkeit“, wo neben thematischen Clustern durch eine neue „Missionsorientierung“ der Forschung Ziele mit hoher gesellschaftlicher Relevanz erreicht werden sollen. Der neue „Europäische Innovationsrat“ EIC soll mit einem Budget von rund zehn Mrd. Euro die Umsetzung vielversprechender Technologien vom Labor bis zur Marktreife unterstützen. Bewährte Elemente wie die Förderung exzellenter Grundlagenforschung durch den Europäischen Forschungsrat ERC werden fortgeführt.

Mit Beginn des Jahres 2021 trat auch die Open-Access-Initiative „Plan S“ in Kraft. Deren Ziel ist es, den freien Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen („Open Access“) zu verbessern und die Dominanz kostenpflichtiger Fachjournale im Wissenschaftsbetrieb zurückzudrängen. Rund 20 internationale Forschungsförderungsorganisationen, darunter der Wissenschaftsfonds FWF in Österreich, wollen alle qualitätsgeprüften („Peer Review“) Veröffentlichungen, die aus mit öffentlichen Mittel geförderten Arbeiten hervorgehen, frei und kostenlos zugänglich machen. Plan S gilt für alle FWF-Projekte, die ab dem 1. Jänner 2021 eingereicht werden.

Forschungspolitische Neuordnung

Forschungspolitisch steht in Österreich einiges auf der To-Do-Liste für 2021: Neben der von der Regierung geplanten Neuordnung der Beratungsgremien im Wissenschafts- und Forschungsbereich ist das vor allem die Realisierung des im Regierungsprogramm geplanten „Fonds Zukunft Österreich“. Damit soll das Auslaufen der 2017 beschlossenen Sonderdotierung der Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung und des – aus den Einnahmen aus dem erhöhten Steuersatz von 55 Prozent gespeisten – Österreich-Fonds kompensiert werden. In Summe geht es um rund 140 Mio. Euro jährlich, die ab 2021 nicht mehr zur Verfügung stehen.

Nachdem die Regierung einen Tag vor Weihnachten die neue Forschungsstrategie 2030 und den „Pakt für Forschung, Technologie und Innovation“ (FTI-Pakt) beschlossen hat, geht es nun darum, diese mit Leben zu erfüllen. Mit dem Pakt wurde das Budget für die Jahre 2021 bis 2023 mit insgesamt 3,86 Mrd. Euro für Austrian Institute of Technology (AIT), Institute of Science and Technology (IST) Austria, Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Silicon Austria Labs (SAL), Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG), Austria Wirtschaftsservice (aws), Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG), Wissenschaftsfonds (FWF), Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und Österreichischer Austauschdienst (OeAD) fixiert. Mit diesen müssen nun dreijährige Leistungs- und Finanzierungsvereinbarungen ausgehandelt werden.

Ein Fixpunkt beim FWF wird dabei die schon lange erwartete Exzellenzinitiative sein. Ob für diese heuer schon Mittel fließen werden, wird sich aber erst zeigen. Fix ist dagegen das neue FWF-Programm für die Karriereförderung von Postdocs ESPRIT („Early Stage Programme: Research, Innovation, Training“) ab April. Dieses löst das bisherige Hertha-Firnberg- und das Lise-Meitner-Programm ab und zeichnet sich durch ein höheres Förderungsbudget, längere Laufzeiten und die Möglichkeit ganzjähriger Einreichungen aus.