Dino-Spuren
AFP/AIZAR RALDES
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Wanderung

Wie die Dinosaurier nach Grönland kamen

Vor etwa 214 Mio. Jahre haben Dinosaurier erstmals die Gegend des heutigen Grönlands erreicht, in den südlichen Teilen des damaligen Urkontinents hat es sie schon deutlich länger gegeben. Forscher vermuten: Erst atmosphärische Veränderungen machten die Wanderung nach Norden möglich.

Vor vielen Millionen Jahren gab es auf der Erde nur einen einzigen Kontinent, den Urkontinent Pangaea. Damals tauchten auch die Dinosaurier auf – also jene Wirbeltiere, die das gesamte Festland lange Zeit dominierten. Zu den ältesten Spuren echter Dinosaurier zählen Fossilien von Theropoden und Sauropodomorpha aus Argentinien und Brasilien, die zwischen 229 und 233 Millionen Jahre alt sind. In nördliche Teile des Kontinents sind die Tiere erst deutlich später vorgedrungen. Neue Analysen von Fossilien zeigen, dass Exemplare der pflanzenfressenden Sauropodomorpha – zu dieser Gruppe gehören etwa der bekannte Brontosaurus und der Brachiosaurus – vor etwa 214 Millionen Jahren erstmals in der Region des heutigen Grönlands auftauchten.

Fundort von Fossilien in Grönland
Lars Clemmensen
In diesen Gesteinschichten auf Grönland finden sich zahlreiche Fossilien

Warum hat es aber so lange gedauert, bis Dinosaurier auch in nördliche Gegenden vorgedrungen sind? Dieser Frage sind Forscher um Dennis Kent von der Columbia University nachgegangen. Theoretisch konnten die Tiere fast überall hinwandern, wie Kent in einer Aussendung zur soeben in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“ erschienenen Studie (sobald online) erklärt. „Von einem Pol zum anderen. Es war kein Ozean im Weg, keine großen Berge. Trotzdem dauerte es 15 Millionen Jahre. Schnecken wären schneller gewesen.“ Selbst wenn die Tiere nur eine Meile – also etwa 1,6 Kilometer – pro Tag zurückgelegt hätten, wären sie in weniger als 20 Jahren von Südamerika bis Grönland gekommen.

Weniger CO2

Wie Kent und Lars B. Clemmensen von der Universität Kopenhagen in ihrer Arbeit schreiben, könnten extreme Unterschiede im Klima den Weg verunmöglicht haben. Trockenheit in Wüstengebieten oder sehr feuchte und regnerische Gegenden hätten den großen Pflanzenfressern vermutlich gleichermaßen zu schaffen gemacht. Erst klimatischen Veränderungen könnten den Weg in den Norden schließlich gebahnt haben, so die Forscher. Tatsächlich ist dieses Szenario plausibel, denn rund um die Auswanderung der frühen Dinosaurier nahm der CO2-Gehalt stark ab. Bis vor ungefähr 215 Millionen Jahren war sehr viel CO2 in der Atmosphäre, ungefähr zehn Mal so viel wie heute. In den folgenden drei Millionen Jahren halbierte sich die Menge.

Kent und Clemmensen gehen davon aus, dass es sich nicht um eine zufällige Koinzidenz handelt. Auf der heutigen Erde sei es am Äquator heiß und feucht, in den angrenzenden Regionen hingegen sehr trocken. Bei sehr viel CO2 in der Atmosphäre seien solche Unterschiede noch extremer: „Trockene Gegenden werden noch trockener, feuchte jedoch feuchter.“ Die verringerte CO2-Menge hingegen könnte diese zuvor unüberwindbaren Hürden beseitigt haben, indem tropische Regionen milder und trockene etwas saftiger wurden.

Beliebter Lebensraum

Vielleicht gab es auf dem Weg dann auch mehr Flüsse und Seen und so waren die 10.000 Kilometer bis Grönland für die Dinosaurier plötzlich machbar. Vermutlich war das Klima dort damals ähnlich wie im heutigen New York, schreiben die Studienautoren, aber mit milderen Wintern, da es kein polares Eisschild gab. „Sobald sie in Grönland angekommen waren, sieht es aus, als wären sie hier sesshaft geworden“, so Kent. Denn seit damals gebe es aus dieser Region sehr viele fossile Funde. Die tropischen und trockenen Regionen in Äquatornähe scheinen die Sauropodomorpha hingegen zügig durchquert zu haben. Denn von dort gebe es keine Fossilien, maximal Fußabdrücke.

Was den damaligen CO2-Abfall ausgelöst hat, sei unklar, schreiben die Forscher. Wie im späteren Schicksal der Dinosaurier könnte aber auch hier ein Asteroid eine wichtige Rolle gespielt haben: Ein etwa fünf Kilometer großer Himmelskörper, dessen Einschlag vor ungefähr 214 Millionen Jahren den Manicouagan-Krater im heutigen Kanada verursacht hat, könnte die atmosphärischen Veränderungen ausgelöst haben.