Schützt Biontech-Pfizer-Impfstoff auch vor Infektionen?

Schützt der Coronavirus-Impfstoff von Biontech/Pfizer „nur“ vor Erkrankungen oder auch vor Infektionen? Ein unveröffentlichtes Manuskript, das gerade in Umlauf ist, legt Letzteres nahe. Das wäre eine sehr gute Nachricht – doch noch gibt es viele Fragen. Im Folgenden die wichtigsten Antworten.

Ist nicht längst bekannt, wie gut die Impfstoffe wirken?

Ja und nein. Tatsächlich gibt es für die drei in der EU zugelassenen Impfstoffe belastbare Daten, wie gut sie vor einer Coronavirus-Erkrankung schützen. Der Wirkstoff von Biontech/Pfizer kommt dabei auf Wirksamkeitswerte von mehr als 90 Prozent. Allerdings war bisher unklar, ob die Impfstoffe nur dafür sorgen, dass die Krankheit nicht ausbricht, oder auch vor der Infektion als solcher schützen. Das ist ein wichtiger Unterschied, denn um die Pandemie schnellstmöglich einzudämmen, sollten sich so wenig Menschen wie möglich infizieren.

Was für ein Manuskript kursiert da im Moment?

Es handelt sich um eine bisher unveröffentlichte Publikation von Biontech und Pfizer zusammen mit dem israelischen Gesundheitsministerium. Darin wurde anhand israelischer Gesundheitsdaten von Geimpften und Ungeimpften unter anderem untersucht, wie gut der Wirkstoff vor Erkrankungen schützt, aber auch vor Infektionen. Wichtig zu wissen dabei: Das Manuskript ist weder von den Unternehmen veröffentlicht noch in einem von Experten begutachteten Fachjournal erschienen. Es wurde israelischen Journalisten des Internetportals „ynet“ zugespielt und liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Weder Biontech noch das israelische Gesundheitsministerium wollten sich dazu äußern.

Was steht drin im Manuskript?

Der Wirkstoff sei „hocheffektiv“ bei der Verhinderung von Infektionen mit Sars-CoV-2, schreiben die Autoren. Sie hatten die Daten von Zehntausenden positiven Coronavirus-Tests in Israel zur Verfügung und haben geschaut, wie viele der Infizierten geimpft oder eben nicht geimpft waren. Das Ergebnis: Der Anteil der Menschen mit vollem Impfschutz, der in einem bestimmten Zeitraum positiv auf Corona getestet wurde, war wesentlich niedriger als der Anteil bei den Nichtgeimpften. Die Studienautoren schreiben in Bezug auf diesen Schutz von einer „Effektivität“ von 89,4 Prozent.

Warum ist diese Zahl mit Vorsicht zu genießen?

Die Ergebnisse der Studie sind nicht so eindeutig, wie die nackte Zahl zunächst vermuten lässt. So geben die Autoren selbst zu bedenken, ihre Herangehensweise könnte dazu geführt haben, dass der Effekt der Impfung auf Infektionen überschätzt wird. Denn in Israel werden Ungeimpfte häufiger getestet als Geimpfte. Allein aus diesem Grund könnte es also schon mehr positive Tests in der Gruppe der Ungeimpften gegeben haben. Das israelische Nachrichtenportal „ynet“ schreibt zudem: „Im Gesundheitsministerium wurde klargestellt, dass die Daten zur Wirksamkeit gegen Infektionen im Vergleich zu den anderen Daten am wenigsten gewiss seien.“

Welche Bedeutung hätte es, wenn die Ansteckungsgefahr für Geimpfte wesentlich geringer wäre?

Die Hoffnung ist, dass sich Geimpfte nur noch selten mit Sars-CoV-2 anstecken und dadurch den Erreger auch nicht weitergeben. Das würde enorm helfen, um die Infektionslage in den Griff zu bekommen.

Wann könnte es mehr Klarheit geben?

Noch haben sich Pfizer und Biontech nicht zu der durchgesickerten Manuskript-Fassung geäußert. Es war erwartet worden, dass die beiden Unternehmen das Papier in den kommenden Tagen veröffentlichen. Israels Coronavirus-Beauftragter Nachman Asch sagte dem Armeesender am Sonntag, es sei noch unklar, inwieweit die Impfung auch eine Ansteckung anderer verhindere. Er hoffe, dass man in den kommenden Wochen mehr darüber herausfinden werde. Auch andere Impfstoffhersteller haben Studien zu diesem Thema laufen.

Welche Ergebnisse stehen noch in dem Studien-Manuskript?

Die Untersuchung bestätigt noch einmal, dass der Impfstoff sehr wirksam Erkrankungen und auch Coronavirus-Todesfälle verhindert. Zudem zeigte die Studie, dass der Impfstoff auch bei der ansteckenderen Variante B.1.1.7 wirkt, die erstmals in Großbritannien nachgewiesen wurde. Denn zum Zeitpunkt der Untersuchung waren bereits vier von fünf positiven Tests auf die Variante zurückzuführen.