Zwei Feldhasen in der Wiese
APA/GEORG HOCHMUTH
APA/GEORG HOCHMUTH
Umweltverschmutzung

Warum es immer weniger Feldhasen gibt

Seit den 1960er Jahren geht der Bestand an Feldhasen in Österreich zurück. Verantwortlich dafür ist unter anderem eine chronische Darmerkrankung der Tiere. Was diese auslöst, versuchen österreichische Forscherinnen und Forscher im Rahmen einer kleinen Studie herauszufinden – jetzt liegen die ersten Ergebnisse vor.

Es ist ein bis jetzt ungelöstes Rätsel: Die Feldhasen in Österreich haben Darmprobleme. Sie magern nach und nach ab und versterben, erklärt die Biologin Romana Hornek-Gausterer vom Umweltbundesamt. „Es ist ganz eigenartig – es gibt keinen Feldhasen mehr, der einen normalgeformten Kot hat – also die Hasen leiden wirklich an chronischem Durchfall.“

Pilotstudie: Mikroplastik und Chemikalien

Was die Hasen erkranken lässt, will Hornek-Gausterer in Zusammenarbeit mit einem Forschungsteam der Medizinischen Universität Innsbruck und der Veterinärmedizinischen Universität Wien herausfinden. Ihr Verdacht: Chemikalien und Mikroplastik könnten eine Rolle spielen.

Um dem nachzugehen, haben die Biologin und ihre Kollegen nun sechs Feldhasen in Österreich und Deutschland untersucht – eine Pilotstudie, die zeigen soll, ob und welche Schadstoffe in Hasen nachweisbar sind. Tatsächlich fanden die Forscher kleinste Plastikpartikel im Darm, dem Kot sowie in den Lymphknoten der Hasen. Im Blut der Feldhasen konnten die Forscherinnen und Forscher zudem unterschiedliche Chemikalien nachweisen. Darunter auch Propylparaben. „Der Stoff gehört zu anderen Parabenen und diese Stoffe können hormonaktiv sein. Das heißt, sie können sich auf das Hormonsystem auswirken und z.B. zu einem Fertilitätsrückgang führen, also, dass die Qualität der Samen beispielsweise abnimmt.“

Feldhase in der Wiese
APA/dpa/Jens BŸttner

Darüber hinaus haben die Forscher Tenside im Blut der Tiere entdeckt – in Deutschland wie in Österreich. „Die Tenside das ist eine ganz große Gruppe. Auffällig ist, es gibt ein bekanntes Tensid, das vielleicht auch dazu gehört und auch als Beistoff in Glyphosat-Formulierungen verwendet wurde.“ Dieser Schadstoff steht in Verdacht, giftig auf den Darm zu wirken. Ob es sich bei den Hasen um dieses spezielle Tensid handelt, muss noch im Detail untersucht werden.

Feldhasen als Indikator für Probleme

„Wenn man weiß, welche Stoffe das sind, kann man regulatorische Maßnahmen setzen, die dazu führen, dass diese Stoffe einfach nicht in die Umwelt gelangen und das muss das Ziel sein.“ Herauszufinden, was genau die Bestände der Hasen schrumpfen lässt, könnte nicht nur ihnen, sondern auch anderen Tieren helfen. Feldhasen gelten nämlich allgemein als sogenannte „Indikatorarten“, die anzeigen, wenn Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten sind, erklärt die Biologin.

Grundsätzlich geht Hornek-Gausterer davon aus, dass es nicht eine Ursache für den Rückgang der Tiere gibt, sondern viele verschiedene Risikofaktoren zusammenspielen. So ist bekannt, dass die intensive Landwirtschaft die Tiere ebenfalls bedroht und ihren Lebensraum immer kleiner werden lässt.