Gorillamännchen im Regenwald trommelt auf seiner Brust
Dian Fossey Gorilla Fund
Dian Fossey Gorilla Fund
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Warum sich Gorillas auf die Brust klopfen

Wenn Berggorillas auf ihrer Brust trommeln, senden sie eine Botschaft an die Artgenossen. Verhaltensforscher aus Deutschland haben jetzt den Inhalt entschlüsselt: Die Tiere geben Auskunft über ihre Körpermaße – und über ihre Kampfkraft.

Die Geste ist längst Pop: Schon Johny Weissmüller hatte sich anno 1932 als Tarzan auf die Brust geklopft, Vorbild dafür waren natürlich Menschenaffen. Allen voran die Gorillas, über deren Brustgeklopfe es diese Woche Neues in der zoologischen Fachliteratur nachzulesen gibt. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben in den Jahren 2014 bis 2016 Silberrücken im Vulkan-Nationalpark in Ruanda beobachtet, um herauszufinden, was die Gorillas eigentlich bezwecken, wenn sie auf ihrer Brust trommeln.

Tiefer Sound, breite Brust

Dass es sich dabei um ein territoriales Verhalten handelt, war schon früher klar. Doch im Gegensatz zu den Gesängen von Vögeln oder dem Quaken von Fröschen hatten Verhaltensforscher die Trommelklänge im Regenwald bisher nicht auf dem Radar, wenn es um die Kommunikation unter Artgenossen geht. Dass die Gorillas damit mehr sagen könnten als – in Worten ausgedrückt: „Das ist mein Territorium“, hatte man offenbar nicht bedacht.

Tun sie aber sehr wohl, schreibt das Team um den Primatenforscher Edward Wright im Fachblatt „Scientific Reports“: Mit der Trommelei geben die Tiere offenbar auch Auskunft über ihre Körpermaße.

Bildsequenz: Gorillamännchen beim Brusttrommeln
Jordi Galbany / Dian Fossey Gorilla Fund
Trommeln: Tiefe Töne bevorzugt

Je größer die Tiere, desto tiefer ist der Sound, der aus ihrem Brustraum entweicht, sagt Wright: „Das Brustklopfen der Gorillas ist einer der ikonischsten Klänge des Tierreichs. Es ist großartig, dass wir nun zeigen konnten, dass es sich dabei um eine verschlüsselte Zurschaustellung der Körpergroße handelt.“ Die Botschaft richtet sich zum einen an männliche Konkurrenten und bedeutet offenbar nicht nur „Das ist mein Territorium“, sondern auch: „Ich bin 250 Kilogramm schwer – also sieh dich vor.“

Individueller Trommelstil?

Zum anderen richtet sich das Trommeln an paarungswillige Weibchen. Auch hier ist die Körpergröße ein Merkmal, das über Erfolg und Misserfolg entscheidet. Wie bereits frühere Untersuchungen festgestellt haben, zeugen größere Gorillamännchen mehr Nachwuchs und nehmen in der durch Dominanz bestimmten sozialen Hierarchie höhere Ränge ein.

Ist mit Wrights Studie das ikonische Brusttrommeln endgültig ausgedeutet? Möglicherweise nicht: Der Forscher vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie hat nämlich eine überraschend hohe Variabilität bei den Trommelrhythmen entdeckt. Was das bedeutet, sei momentan unklar, sagt Wright. Es bestehe jedenfalls durchaus die Möglichkeit, „dass die Klopfgeräusche eine individuelle Signatur enthalten“. Soll heißen: Jedem Tier sein eigener Stil, vielleicht kommt es doch nicht nur auf die Größe an.