Maus mit Jungen
familylifestyle – stock.adobe.com
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Biologie

„Neuronen für Mutterinstinkt“ entdeckt

Um ihren Nachwuchs zu schützen, gehen Mütter im Tierreich üblicherweise auch große Gefahren ein. Japanische Forscherinnen haben nun bei Versuchen mit Mäusen entdeckt, dass das zum Teil an bestimmten Nervenzellen im Vorderhirn liegt.

“Wir konnten den Bereich der Neuronen eingrenzen, der für elterliche und nicht-elterliche Pflege notwendig ist“, berichtet Kumi Kuroda, Studienautorin und Neurowissenschaftlerin am Riken Center for Brain Science in Japan.

Bestimmter Rezeptor bei Muttermäusen häufiger

Von früheren Studien war bekannt, dass eine bestimmte Region im Hypothalamus („medial preoptic area“) eine zentrale Rolle bei der Nachwuchspflege spielt. Das als „Bindungshormon“ bekannte Oxytocin etwa reguliert dort das Verhalten von Müttern und Vätern gegenüber ihren Jungen. In der soeben in der Fachzeitschrift „Cell Reports“ erschienenen Studie stellte sich heraus, dass in dieser Hirnregion Nervenzellen mit einem bestimmten Protein-Rezeptor (Calcinotin) bei Jungmütter gewordenen Mäusen viel häufiger sind als bei anderen Weibchen oder Männchen.

Die neuronalen Schaltkreise, über die diese Nervenzellen mit anderen Teilen des Gehirns verbunden sind, änderten sich nach der Geburt. Und sobald die Forscherinnen diese Neuronen „abschalteten“, stellten die Mäuse ihre Nachwuchspflege ein – sie hörten etwa auf mit dem Nestbau und unternahmen keine Versuche mehr, weggelaufene Junge wieder ins Nest zu bugsieren.

Die Wichtigkeit der Neuronen zeigte sich auch bei dem im Video zu sehenden Experiment: An drei Enden eines „Irrgartens“ platzierten die Forscherinnen Mäusejunge. Müttermäuse (rechts) wagten sich zu ihnen, obwohl ihnen das sichtlich Unbehagen bereitete, und holten die Jungtiere zu sich; jungfräuliche Weibchen hingegen nicht. Verringerten die Forscherinnen die Calcinotin-Rezeptoren in den Nervenzellen um die Hälfte, begannen auch die Müttermäuse zu zögern und brauchten für die Kinderheimholung deutlich länger.

„Sowohl menschliche als auch tierische Eltern müssen sich für das eine oder andere Verhalten entscheiden, wenn sie sich um ihre Kinder kümmern“, sagt Kuroda in einer Aussendung. „Wir haben herausgefunden, dass mehr Calcinotin-Rezeptoren das Mäusegehirn dazu anregt, sich mehr um den Nachwuchs zu kümmern – und dabei Eigeninteresse und das Vermeiden risikoreicher Situationen zu unterdrücken.“ Ob das auch bei Primaten der Fall ist, sollen künftige Studien zeigen.