Ein Sendemast mit den Protokollen GSM, UMTS, LTE und 5G
APA/HELMUT FOHRINGER
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Verschwörungsmythen

Relativ wenige, dafür beständige Anhänger

Zwischen fünf und 15 Prozent der Menschen hängen in Österreich Verschwörungsmythen an, die mit dem Coronavirus in Verbindung stehen. Über den Verlauf der Krise blieb dieser Anteil fast gleich, berichten Forscherinnen und Forscher der Uni Wien.

Man sehe hier „keinen deutlichen Lerneffekt“, wie es in einem Blogeintrag des Austrian Corona Panel heißt. Insgesamt stimmt rund ein Viertel zumindest einer der abgefragten Falschaussagen zu.

Von 5G-Sendemasten bis Bill Gates

In ihrer Auswertung verglichen Noelle Lebernegg und Jakob-Moritz Eberl vom Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft die Zustimmung zu Falschaussagen im Zusammenhang mit Coronavirus-Verschwörungsmythen zwischen April letzten und Mai dieses Jahres. Im Rahmen der wiederkehrenden österreichweiten Befragung wurde u.a. abgefragt, ob man denkt, dass das SARS-CoV-2-Virus über 5G-Sendemasten verbreitet wird, es sich bei dem Erreger um eine absichtlich entwickelte Biowaffe handelt oder dass Bill Gates die Menschheit aus Profitgier zwangsimpfen will.

Im Zustimmungsranking liegt die Biowaffenthese, an die rund 15 Prozent der Befragten glaubten, knapp vor der Bill Gates-Theorie (14 Prozent) und deutlich vor den 5G-Sendemasten, denen nur rund drei Prozent zutrauen, das Virus unter die Leute zu bringen. Diese Werte deuten für die Forscher nicht darauf hin, dass in Österreich im Zuge der Pandemie eine breite „Infodemie“ im Gange ist, vor der die Weltgesundheitsorganisation WHO schon zu Beginn der Coronavirus-Krise warnte.

Kaum Lerneffekte

Allerdings zeigen sich rund 60 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer noch zumindest bei einer der Aussagen unsicher, ob es sich um einen Verschwörungsmythos handelt. Obwohl sich das Wissen über das Virus und die Abläufe der Pandemie seit Beginn der Krise deutlich erweitert hat, stimmten noch im Mai 25 Prozent der Befragten zumindest einer der abgefragten Falschaussagen zu.

Gleichzeitig zeigen die Daten, dass sich die Zustimmungsanteile seit vergangenem Jahr kaum verändert haben, es also kaum Lerneffekte gebe, schreiben die Wissenschaftler: „Einzig bei der Aussage zu Bill Gates sehen wir, dass nicht nur jene Gruppe, die diese Aussage eindeutig als Falschaussage identifiziert, um zwölf Prozentpunkte wächst, auch die Gruppe der Unsicheren hat sich im Laufe des letzten Jahres bei dieser Falschaussage leicht verkleinert.“

Pandemie setzte Trend lediglich fort

In der Erhebungswelle im März 2021 haben die Wissenschaftler auch Zustimmungswerte zu anderen gängigen Verschwörungstheorien erhoben. Im Abgleich mit den Coronavirus-Mythen zeigten sich fast durchwegs hohe Zusammenhänge: Wer also glaubt, dass der Klimawandel nicht vom Menschen verursacht wird, der Philanthrop und Investor George Soros heimlich die Einwanderung in die EU befördert oder Geheimbünde an einer autoritären neuen Weltordnung basteln, ist offenbar auch eher empfänglich für Verschwörungsmythen rund um das Coronavirus.

„Dies lässt darauf schließen, dass diese gesellschaftliche Entwicklung weder mit der Coronavirus-Pandemie begonnen hat, noch mit der Krise zu Ende gehen wird und dass es durchaus gemeinsame – der Pandemie externe – Erklärungsmuster geben muss, die Menschen zu solchem Glauben an Verschwörungsmythen führen“, so Lebernegg und Eberl.