Medizin

Lachgas hilft schnell gegen schwere Depressionen

Niedrige Dosen von Lachgas wirken zur Behandlung schwerer Depressionen schnell und effektiv. Das zeigt eine neue Studie, der zufolge sich die Symptome bereits nach einer einstündigen Inhalationssitzung mehr als zwei Wochen lang besserten.

Distickstoffmonoxid (N2O), besser bekannt unter dem Namen Lachgas, wird seit mehr als 150 Jahren zu Narkosezwecken und zur Schmerzlinderung eingesetzt. Der aus Österreich stammenden Mediziner Peter Nagele, Leiter der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Universität Chicago (USA), zeigte bereits vor einigen Jahren in einer Pilotstudie, dass N2O bei schweren Depressionen helfen könnte – auch bei Patienten, die auf keine Standardtherapie ansprechen.

Die damals untersuchte einstündige Inhalationssitzung mit einer Mischung aus 50 Prozent Sauerstoff und 50 Prozent Lachgas führte zu einer schnellen, mindestens 24 Stunden anhaltenden Verbesserung der Depressionssymptome. Allerdings traten bei einigen Patientinnen und Patienten Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen oder Kopfschmerzen auf.

Weniger Nebenwirkungen als bei höherer Konzentration

„Wir fragten uns, ob unsere bisherige Konzentration von 50-prozentigem Lachgas zu hoch war und wir durch eine Senkung der Dosis den klinischen Nutzen maximieren und die negativen Nebenwirkungen minimieren könnten“, erklärte Nagele. In der neuen klinischen Phase-II-Studie erhielten dieselben Patienten in einem einmonatigen Abstand drei verschiedene Inhalationssitzungen mit entweder 50- bzw. 25-prozentigem Lachgas oder einem Placebo.

Es zeigte sich, dass die Behandlung mit der 25-prozentigen Lachgas-Konzentration fast so wirksam war wie jene mit 50-prozentigem Lachgas, dabei aber nur ein Viertel der negativen Nebenwirkungen auftrat. Bei der ersten Studie wurden die Depressionsssymptome nur bis zu 24 Stunden nach der Behandlung ausgewertet, in der neuen Untersuchung passierte dies über zwei Wochen. Zur Überraschung der Mediziner und Medizinerinnen hielten die Verbesserungen der Symptome bei einigen Patienten über den gesamten Auswertungszeitraum an.

„Die deutliche Verringerung der Nebenwirkungen war unerwartet, aber noch aufregender war, dass die Effekte nach einer einzigen Verabreichung für zwei Wochen anhielten“, sagte Nagele. Für die Forscher und Forscherinnen untermauern diese Ergebnisse, dass nicht-traditionelle Behandlungen eine brauchbare Option für Patienten sein können, deren Depression nicht auf die üblichen Medikamente anspricht, und auch eine schnell wirksame Behandlungsoption für Patienten in depressiven Krisen darstellen können.

Standardtherapie wirkt bei 15 Prozent nicht

Laut Charles Conway, Direktor der Ambulanz für behandlungsresistente Depression und Neurostimulation an der Washington University School of Medicine (USA), sprechen etwa 15 Prozent der Menschen, die an Depressionen leiden, nicht auf die Standard-Antidepressiva-Behandlung an. Sie würden oft jahre- bis jahrzehntelang an einer lebensbedrohlichen Depression leiden und es sei unklar, warum die Standardbehandlungen bei ihnen nicht wirken. Neuartige Therapieformen wie Lachgas seien entscheidend für diese Menschen.

Auch Nagele hofft auf eine breitere öffentliche Akzeptanz der alternativen Behandlungsform. „Es gibt einen großen ungedeckten Bedarf“, verweist er auf „Millionen von depressiven Patienten, die keine guten Behandlungsmöglichkeiten haben, besonders diejenigen, die von Suizidalität betroffen sind“.