Eine Maus hält beschämt die Vorderbeine über  die Augen
sibya / Pixabay
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Publikationen

Mehr Aufmerksamkeit ohne „Mäusetitel“

Auch bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen kommt es auf den Titel an: Lassen Forscherinnen und Forscher bei Arzneimittelstudien mit Mäusen die „Mäuse“ im Titel weg, erhöht sich die Chance deutlich, dass andere Medien darüber berichten – und das kann trügerische Schlagzeilen schaffen.

Denn wissenschaftliche Erkenntnisse aus Mäusestudien lassen sich nicht ohne Weiteres auf Menschen übertragen.

600 Alzheimer-Studien aus zwei Jahren verglichen

Marcia Triunfol von der Organisation Humane Society International und Fabio Gouveia von der brasilianischen Oswaldo Cruz Foundation untersuchten im Fachmagazin „Plos Biology“, wie Medien über Studien mit Mäusen berichten, wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei eben diesen die Tiere im Titel weglassen. Sie analysierten dazu 623 Mäusestudien zu Alzheimer, die in den Jahren 2018 und 2019 veröffentlicht wurden. 405 Studien erwähnten die tierischen Forschungsobjekte im Titel, 218 nicht.

Ihr Befund: Die Studien ohne Mäuse in der Überschrift generierten signifikant mehr Schlagzeilen als die anderen. Außerdem neigten Medien dazu, den Autoren zu folgen und in ihrem Titel wegzulassen, dass das Resultat für Mäuse und nicht für Menschen gilt.

Dies könne die Leserin in die Irre führen, was gemäß früheren Studien zu Missverständnissen und Fehlinformationen führen könne, so die Forschenden. Denn: „Wir wissen inzwischen, dass sich praktisch alle in Tierstudien gewonnenen Erkenntnisse zur Alzheimerkrankheit nicht auf den Menschen übertragen lassen“, sagte Triunfol laut einer Mitteilung des Fachmagazins. Sie und Gouveia fanden auch heraus, dass Studien ohne Mäusetitel doppelt so viele Tweets erhielten wie die anderen.

Sie erwähnen, dass sich ihre Befunde nicht ohne sorgfältige Analyse auf andere Fachrichtungen übertragen ließen. Zudem analysierten sie nur Studien, die in Open-Access-Zeitschriften erschienen waren.