Mit „Repair“ will man in der „Klasse für Alle“ nicht einfach nur zum Reparieren von Dingen einladen oder zum Verschwindenlassen von Fehlern und Mängeln auffordern. Im neuen Programm der Universität für Angewandte Kunst steht Repair auch für das Heilen von seelischen Wunden, für Wiedergutmachung kolonialer Schuld, für Verantwortung gegenüber einem beschädigten Planeten.
Das Kick-Off-Programm der „Klasse für alle“ an der Universität für Angewandte Kunst startet am 1. Oktober.
Beim Konzept habe man sich am französisch-algerischen Künstler Kader Attia orientiert, sagt die Leiterin der „Klasse für Alle“, Andrea Lumplecker. „Kader Attia sagt zum Beispiel, es wäre gut, Wunden beim Reparieren sichtbar zu lassen und aus dieser Sichtbarkeit dann auch etwas Neues zu gewinnen, eine Widerstandsfähigkeit, die wir aktuell dringend brauchen können“, so Lumplecker.
Wissen und Erfahrungen teilen
Ziel der „Klasse für Alle“ sei es, möglichst viele unterschiedliche Menschen zusammenzubringen, jeden Alters, unterschiedlicher Kulturen und Herkünfte, um miteinander und voneinander zu lernen, so Andrea Lumplecker. Dafür müssten die Tore der Universität geöffnet werden. „Die Kunstuniversität ist ein Ort für erfindungsreiches Lernen und ein disziplinenübergreifendes, kollaborative und kritisches Lernen“, so die Programmleiterin. Das Wissen als wichtigste Ressource müsse folglich allen zur Verfügung stehen.
Künstlerinnen und Künstler bzw. Spezialistinnen und Spezialisten der Angewandten und von außerhalb werden dieses Lernen anleiten. So etwa bei der ersten Veranstaltung der Aktionsgruppe Stadtbaum, die sich mit urbaner Bepflanzung beschäftigen wird, begleitet vom österreichischen Start Up treecycle.
Kunst kann Zukunft erfahrbar machen
Neben Waldarbeit, einer Auwanderung oder einem Stopf-Workshop stehen auch Künstlerinnen- und Künstlergespräche auf dem Programm, etwa mit Gruppe Superflux im Museum für Angewandte Kunst, die sich ebenfalls mit den tiefgreifenden Eingriffen des Menschen in die Natur auseinandersetzt.
„Design und Kunst können Möglichkeiten sein, sich eine Zukunft vorzustellen, also wie unsere Natur in 20, 30 Jahren aussehen könnte und welche neuen Umgänge wir damit finden können“, sagt Lumplecker. Der Dialog, der so zustande kommt, soll das ganze Semester über fortgeführt werden. Es soll die Möglichkeit geben, die Erfahrungen aus den Workshop im Rahmen eines wöchentlich stattfindenen offenen Ateliers zu diskutieren und zu vertiefen.