1980 wogen die Exemplare von verschiedenen Unterholz-Vogelarten im Amazonas-Regenwald durchschnittlich noch rund 30 Gramm, heute nur noch 27,6 Gramm. Ein Unterschied, der auf den ersten Blick klein wirken mag. Für ein Forscherteam rund um den Biologen Vitek Jirinec von der Universität Louisiana waren diese Daten aber Anlass genug für eine Studie, die nun im Fachjournal „Science Advances“ erschienen ist.

„Diese Vögel variieren normalerweise nicht so stark in ihrem Gewicht,“ so Coautor Philip Stouffer in einer Aussendung. Wenn jeder Vogel in einer Population ein paar Gramm weniger wiege, dann sei die Sache bereits klar: Sie passen sich an veränderte Umweltbedingungen an. In diesem Fall an die heißeren Temperaturen im brasilianischen Regenwald.
Über 40 Jahre erforscht
Kernstück der Untersuchung sind Daten von über 15.000 Vögeln, die 77 verschiedenen Arten angehören. Seit 1980 wurden im Regenwald nördlich der brasilianischen Hauptstadt Manaus immer wieder Tiere gefangen, vermessen, gewogen und anschließend mit einem Markierungsbändchen um die Kralle wieder freigelassen. So lassen sich die Veränderungen über die Jahrzehnte genau erfassen.
So zeigten die Daten, dass nicht nur das Körpergewicht der Vögel über die letzten 40 Jahre hinweg abnahm, sondern auch die Flügellänge zunahm. Auffällig war, das vor allem jene Arten betroffen waren, die höher im Unterholz angesiedelt waren. Die Forscherinnen und Forscher erklären sich das damit, dass die weiter unten lebenden Arten seltener fliegen würden.
Schrumpfen als Kühlungsmechanismus
Die Gewichtsabnahme und die Flügelvergrößerung sind demnach vor allem zur Effizienzsteigerung des Flugverhaltens da. Können die Vögel leichter durch die Lüfte gleiten, müssen sie weniger Energie aufwenden, um mit den Flügeln zu schlagen, so die Forscherinnen und Forscher. Dadurch erzeugen sie schlussendlich weniger Bewegungswärme und den Vögeln wird kühler. Im Regenwald, wo es mittlerweile statt durchschnittlich 25 Grad Celsius im Jahr 1980 bereits über 26 Grad hat, ist das eine überlebensnotwendige Anpassung.

„Diese Veränderungen passieren zweifelsohne überall auf der Welt und auch nicht nur mit Vögeln,“ erklärt Philip Stouffer. Ähnliche Effekte hätte man bereits bei anderen Arten finden können. Fische, Schafe oder auch Erdbeeren verringerten ihr Gewicht in den letzten Jahrzehnten ebenfalls. „Wenn wir aus dem Fenster schauen, dann sind die Bedingungen nicht mehr dieselben wie vor 40 Jahren,“ so der Wissenschaftler, da sei es kein Wunder, dass sich die Natur langsam, aber sicher daran anpasse.