Antidepressiva verringern Todesrisiko um ein Viertel

Eine Reihe von Covid-19-Medikamenten steht in den Startlöchern. Bis sie aber eingesetzt werden, dauert es noch, die Wissenschaft analysiert deshalb auch die Effekte bestehender Medikamente: Laut einer neuen Studie verringern etwa bestimmte Antidepressiva das Todesrisiko bei Covid-19 um über ein Viertel.

Genauer gesagt: An Covid-19 erkrankte Patientinnen und Patienten, die die bekannten Antidepressiva Fluoxetin oder Fluvoxamin nehmen, haben im Vergleich zu anderen ein um 28 bzw. 26 Prozent reduziertes Sterberisiko. „Wir können nicht sagen, ob die Medikamente diese Wirkung verursachen, aber der statistische Zusammenhang ist eindeutig“, sagt Marina Sirota von der University of California. „Die Zahlen sind mächtig“, sagt die Mitautorin einer Studie, die am Montag in der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ erschienen ist.

3.400 Personen untersucht

Fluoxetin und Fluvoxamin gehören zu der Klasse der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), das sind Antidepressiva, die die Konzentration des wichtigen Botenstoffs Serotonin im Gehirn erhöhen. Das Team um Sirota untersuchte Daten von über 80.000 Personen, die sich zwischen Jänner und September 2020 mit SARS-CoV-2 infiziert hatten. Rund 3.400 nahmen aufgrund von Depressionen SSRI ein.

In ihren Modellen berücksichtigten die Forscherinnen und Forscher andere Faktoren wie Alter, Ethnie und Vorerkrankungen wie Diabetes und Herzkrankheiten der Patienten, übrig blieb der statistische Zusammenhang: Die generelle Reduktion des Sterblichkeitsrisikos aller SSRI war mit acht Prozent niedrig, bei Fluoxetin und Fluvoxamin mit über einem Viertel aber kräftig.

Auch wenn dieser Wert deutlich unter den zuletzt gemeldeten Wirkungsgraden von Pillen der Pharmafirmen Pfizer bzw. Merck liegt, hält das Team um Sirota die aktuellen Studienresultate für ermutigend. „Es ist wichtig, möglichst viele Behandlungsoptionen für verschiedene Bedingungen zu haben“, sagt Tomiko Oskotsky aus dem Team. „Ein bestimmtes Medikament oder eine bestimmte Behandlung wirkt möglicherweise nicht bei allen.“ Deshalb seien Studien wie die aktuelle, die Daten aus elektronischen Registern nach bestehenden Medikamenten durchforsten, so wichtig.