Teelöffel mit Creme, die Mikroplastik enthält
APA/ZB/Stefan Sauer
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Kosmetik

Pflanzliche Alternativen zu Mikroplastik

Mikroplastik kommt in kosmetischen Produkten in Form kleinster Kügelchen oder auch flüssig zum Einsatz – Plastikpartikel, die in der Umwelt nicht abbaubar sind, im Abwasser und schließlich in den Meeren landen. Die Forschung arbeitet an pflanzlichen, abbaubaren Alternativen – noch scheint der Einsatz in einigen Bereichen am Preis zu scheitern.

In der Wimperntusche sorgen Plastikfasern dafür, die Wimpern zu verlängern, im Lidschatten für Schimmer und in Duschgels und Peelings dafür, die oberste Hautschicht abzuschleifen. Diese kleinen Peelingkörper bestehen oft aus Silikonen, Nylon oder anderen Verbundstoffen, die so Tag für Tag in die Umwelt gespült werden.

Zellulose statt Plastikkügelchen

Für die Kosmetikindustrie habe der Einsatz von solchen Mikroplastikpartikeln große Vorteile, sagt der Materialforscher Andreas Kiesow. „Es sind Kunststoffe wie zum Beispiel Polyethylen oder Polypropylen, PE oder PP, die dafür eingesetzt werden“, sagt Kiesow. Die lassen sich einfach verarbeiten und an das gewünschte Produkt anpassen. „Also man kann die Materialeigenschaften wie Härte, Festigkeit und insbesondere Form und Größe gut einstellen“, so Kiesow weiter.

Dem steht die Mikroplastikbelastung der Umwelt gegenüber. Die macht etwa im Vergleich zu Reifenabrieb zwar nur einen kleinen Teil der Mikroplastikbelastung der Gewässer aus, die Partikel landen jedoch ohne Umwege im Wasserkreislauf. Kiesow forscht deswegen mit seinem Team am Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen in Halle an der Saale zu Alternativen für industriell hergestellte Pflegeprodukte. Ein Projekt befasste sich etwa mit dem Einsatz von Zellulose, also pflanzlichen Fasern, in Peelings und peelende Duschgels.

Eigene Testverfahren entwickelt

Die Forschenden entwickelten spezielle Testverfahren, um die abschleifende Wirkung von herkömmlichen Polyethylenpartikeln mit Zellulosepartikeln der gleichen Größenordnung vergleichen zu können. Solche Partikel, die kleiner als fünf Millimeter im Durchmesser sind, können von Kläranlagen nicht gefiltert werden. Deswegen sei es wichtig, dass diese Bestandteile biologisch abbaubar sind, so Kiesow.

„Wir konnten zeigen, dass die Zellulose hinsichtlich der mechanischen Reinigung wie der Haptik mit den Mikroplastikpartikeln vergleichbar ist“, sagt der Materialforscher. Dass dennoch viele solcher peelende Produkte Mikroplastik enthielten, dürfte am höheren Preis pflanzlicher Alternativen und der vorhandenen Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten liegen.

Zahnpasta mittlerweile ohne Mikroplastik

Möglich ist eine Umstellung auf biologisch abbaubare Schleifpartikel allerdings. Bei Zahnpasten sei das bereits gelungen, erklärt Kiesow. „Dort hat man sich alternativ auf mineralische Putzkörper konzentriert, das sind in erster Linie Silica, wie gefällte Kieselsäure, aber eben oft auch Zellulose“, so Kiesow. Bis dato gibt es für die Kosmetikindustrie nur eine freiwillige Selbstverpflichtung, auf Mikroplastik zu verzichten.

Deswegen fordern Umweltorganisationen, wie das österreichische Bündnis „Mikroplastikfrei“, ein gesetzliches Verbot für den Einsatz von Mikroplastik in Pflegeprodukten und Kosmetika. Erst im März dieses Jahres konnte etwa Greenpeace in einer Untersuchung von mehr als 650 Kosmetikprodukten wie Lidschatten, Wimperntusche, Lippenstift oder Gesichtspuder bekannter Marken zeigen, dass drei Viertel davon feste, halbfeste und flüssige Kunststoffanteile enthielten – also auch gel- und wachsartige Nanopartikel, die in der Umwelt nicht abbaubar sind, in den menschlichen Körper gelangen und in den Nahrungskreislauf.