Ägypten

4.000 Jahre alte Speisereste entdeckt

Bei Ausgrabungen in der antiken Stadt Kom Ombo in Ägypten haben Archäologen und Archäologinnen eine über 4.000 Jahre alte, große Speicheranlage entdeckt. Dabei fanden sie stapelweise ungewaschenes Geschirr, auf dem sich noch Speisereste befanden.

Die Forscherinnen und Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) konnten gemeinsam mit einem ägyptischen Forschungsteam bisher 32 Speicher aus Lehmziegeln freilegen, die unterschiedliche Durchmesser von ein bis zwei Meter hatten und in denen vermutlich Getreide gelagert wurden.

„Die Struktur der Gebäude ist sensationell gut erhalten, die Wände sind fast zwei Meter hoch“, so Irene Forstner-Müller, die Leiterin der Außenstelle Kairo des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) der ÖAW. Die siloartigen Speicher standen in einzelnen Räumen und waren von oben zugänglich. Die Anlage war von einer Außenmauer umschlossen und überdacht.

Anlage vielleicht fluchtartig verlassen

„Wir haben in zwei Räumen auch Raubgruben durch die Mauern entdeckt, durch die offensichtlich Getreide gestohlen wurde und die dann wieder schnell mit Lehm verschlossen wurden“, so Forstner-Müller. Die Größe der Speicher ist zur Überraschung der Ägyptologen unterschiedlich, während Speicher in derartigen Speicheranlagen an anderen Fundorten normiert waren. Warum das so ist, muss erst geklärt werden.

Kom Ombo, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Ägypten, Ausgrabungen
ÖAW/Niki Gail

„Solche Getreidespeicher entsprachen im alten Ägypten unserem modernen Geld. Angesichts der großen Zahl an Speichern war das sicher kein privates Gebäude, sondern offensichtlich ein Verwaltungszentrum“. Noch wurden keine Überreste von Getreide in den Speichern gefunden, „wir hoffen aber noch, auf etwas zu stoßen“, sagt Forstner-Müller.

Menüplan soll erforscht werden

Der überraschende Fund von ungewaschenem Geschirr, an dem Knochen und andere Speisereste kleben, lässt die Archäologin aber ratlos zurück: „Das ist ganz komisch: Warum stapelt man dort hunderte schmutzige Teller und Schalen und was passiert dann, dass man das so fluchtartig zurücklässt?“ Das Forschungsteam will im Herbst nach der in Ägypten üblichen, hitzebedingten Grabungssommerpause die Speicheranlage jedenfalls weiter freilegen. Zudem sollen die Speisereste auf dem ungewaschenen Geschirr analysiert und so der Menüplan der alten Ägypter erforscht werden.

Bis ins 19. Jahrhundert besiedelt

Die genaue Dimension der Anlage ist noch nicht klar. Das entdeckte Gebäude stammt aus der ersten Zwischenzeit (ca. 2180-2050 vor unserer Zeitrechnung), die begann, als das Alte Reich – das Zeitalter der großen Pyramiden – zerfiel. Die Außenstelle Kairo des ÖAI untersucht seit 2017 in Kooperation mit dem ägyptischen Ministerium für Tourismus und Altertümer die rund 45 Kilometer nördlich von Assuan am Nil liegende Stadt Kom Ombo und ihr Hinterland.

Kom Ombo, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Ägypten, Ausgrabungen
ÖAW/Niki Gail

Der Fundplatz war von prähistorischer Zeit bis in das 19. Jahrhundert unserer Zeitrechnung besiedelt. In griechisch-römischer Zeit war Kom Ombo Metropole und Hauptstadt des ersten oberägyptischen Gaus. Bekannt ist Kom Ombo für seinen Doppeltempel, der aus ptolemäisch-römischer Zeit stammt.