Kühe im Stall
APA/dpa/Swen Pfšrtner
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Immunologie

Anti-Allergie-Protein aus dem Rinderstall

Rinderställe können gut gegen Allergien sein, wie Wiener Forscherinnen herausgefunden haben. Sie stießen dort auf ein spezielles Protein, das zur Vorbeugung, aber auch zur Symptombekämpfung bei allergischen Reaktionen hilft.

In den Rinderställen haben die Wissenschaftlerinnen für Ihre Studie Staub gesammelt und ihn verflüssigt. Darin fanden sie auffallend viel vom Molkeneiweiß Beta-Lactoglobulin. Man kennt es bereits aus der Rohmilch, wo es ebenfalls antiallergische Wirkung zeigt. Hier aber stammt er vom Urin der Tiere, erklärt die Erstautorin Isabella Pali-Schöll, Immunologin und Ernährungswissenschaftlerin von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Ihre Forschungsgruppe ist am interuniversitären Messerli-Forschungsinstitut in Wien angesiedelt. „Die große Überraschung war, dass dieses Milcheiweiß sowohl bei weiblichen als auch bei männlichen Rindern im Urin ausgeschüttet wird“, so Pali-Schöll.

Über den Staub in die Lunge

Die Wissenschaftler fanden das Protein sogar in den Schlafzimmern der Rinderhöfe, wo sich der Staub ebenfalls verteilt. In anderen Ställen, etwa Hühner- oder Schweineställen, fand man das Protein nicht in diesem Ausmaß. Die Menschen auf den Rinderhöfen atmen das Protein ein, es gelangt in den Körper und beruhigt das Immunsystem. Laut den Forscherinnen zeigte sich der Schutzeffekt nicht nur gegenüber dem Milchallergen, sondern auch gegenüber einem Allergen aus der Birke. Es handelt sich demnach um einen allgemeinen Schutzeffekt, unabhängig gegen welches Allergen.

Trägerprotein

Allerdings ist es ein Trägerprotein und muss mit Zusatzstoffen befüllt sein. Dazu zählen Vitamin A, D, Zink und Eisen, so Pali-Schöll: „Diese Befüllung ist sehr wichtig. Ist dieses Molekül leer oder mit falschen Partnern verbandelt, kann es diesen Schutzmechanismus nicht ausführen.“

Ist das Protein unbeladen, also leer, könne das sogar eine allergische Reaktion auslösen. Die Forscherinnen vermuten, das könne zum Beispiel bei nicht artgerechter Tierhaltung passieren. Wenn dem Tier das falsche Futter gegeben werde, wenn es gestresst sei, könnte das dazu beitragen, dass das Protein falsch oder unbeladen in den menschlichen Körper gelangt.

Tablette gegen Allergien entwickelt

Das müsse allerdings noch weiter erforscht werden – genauso die Frage, welche Rolle der gesunde Lebensstil des Menschen selbst für die Aufnahme dieser Zusatzstoffe spielt.

Die Forscherinnen haben bereits eine Lutschtablette entwickelt, die als „Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke“ bezeichnet wird und vorbeugend und auch therapeutisch gegen Allergien eingenommen werden kann.