„Je näher wir den Tropen kommen, desto mehr steigt die Vielfalt der Strukturen, die Anmut der Farben und das Gemisch der Farben“, schrieb etwa Alexander von Humboldt auf einer seiner Entdeckungsreisen – zitiert in einem Begleitkommentar zur aktuell in der Fachzeitschrift „Nature Ecology and Evolution“ erschienenen Studie. Ein Team um Christopher Cooney von der University of Sheffield hat dafür das Federkleid von über 4.500 Arten von Sperlingsvögeln weltweit untersucht. Sie stammen von Exemplaren, die das Naturhistorische Museum in Tring/Großbritannien gesammelt hat.
Die Forscherinnen und Forscher fotografierten die Vögel digital und untersuchten mit Hilfe von Deep Learning die Farbinformation der Fotopixel. Danach identifizierten sie die Farbe der Federn an 1.500 Stellen – und verwendeten deren Vielfalt als eine Art Metrik für Buntheit.
Wie erwartet lagen die Sperlinge vom Äquator ganz oben in diesem Buntheitsranking. Je höher die Breitengrade, desto weniger Farben tragen sie. Am größten ist laut Studie die Farbenvielfalt bei Vögeln in geschlossenen Wäldern – im Gegensatz zu offenen Gebieten wie Grasland –, wo sie sich vorwiegend von Obst und Blumennektar ernähren. Signalfarben und Ernährungsweise dürften also zusammenhängen. Außerdem ist die Artenvielfalt in den Tropen generell höher. Die Evolution hat hier nicht nur zu einem Reichtum der Spezies geführt, sondern auch der Farben. Die Vögel scheinen mit einem „noch mehr Farben“ reagiert zu haben – wohl um sich von anderen Arten abzuheben.