Antarktis
AFP – JOHAN ORDONEZ
AFP – JOHAN ORDONEZ
Schmelze

Meereis in Antarktis auf niedrigstem Stand

Das Meereis in der Antarktis ist auf den bisher niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen Ende der 1970er Jahre gefallen. Der Rekord vom 25. Februar 2022 sei schon der zweite starke Rückgang der Eisfläche in nur fünf Jahren, berichten Forscher. Die Ursachen hinter der Schmelze bleiben unklar.

Während das Eis in der Arktis durch die Erderwärmung rapide zurückgeht, legte das Eis in der Antarktis hingegen seit den 1970er Jahren jedes Jahrzehnt leicht zu – um rund ein Prozent. Erst in jüngerer Vergangenheit schmilzt auch am Südpol das Meereis.

Neuer Negativrekord

Nachdem schon 2017 ein ungewöhnlicher Rückgang festgestellt worden war, passierte es in diesem Jahr zum Ende des Sommers auf der Südhalbkugel Ende Februar erneut: Erstmals fiel die Ausdehnung des antarktischen Eises sogar auf weniger als zwei Millionen Quadratkilometer. Das berichten chinesische Forscher nun im Journal „Advances in Atmospheric Sciences“. Das Ausmaß war rund 30 Prozent geringer als im Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010.

Auch gab es eine ungewöhnlich dünne Eisdecke unter anderem in der Amundsen- und Bellinghausensee sowie im Weddellmeer. In ihrem Bemühen, diese komplizierten Veränderungen zu verstehen, analysierten die Wissenschaftler das Verhalten des Meereises zwischen 1979 und 2022. Unter anderem untersuchten sie die Dynamik des Strömungstransports und thermodynamische Prozesse wie das Einfrieren und Schmelzen im Meer.

Spezielle atmosphärische Situation

Die Analysen führten die Wissenschaftler besonders zur Amundsensee. „Alle diese atmosphärischen Auswirkungen haben ihren Ursprung in der Intensität und Position des Tiefdruckgebiets der Amundsensee (ASL) und der Meereserwärmung“, stellt das Team mit Blick auf dieses Zentrum atmosphärischen Tiefdrucks über dem tiefen Süden des Pazifischen Ozeans fest.

Der Tiefstand des Meereises in diesem Februar fiel zudem mit dem Wetterphänomen La Niña zusammen. Bei La Niña schieben starke Winde unter anderem warmes Oberflächenwasser von Südamerika nach Indonesien. Das hat in vielen Regionen der Welt Auswirkungen. Eine Rolle habe auch der Zustand eines Gürtels aus starken Westwinden gespielt. Beide Phänomene verstärken das Tiefdruckgebiet in der Amundsen See (ASL). Die Folgen solcher Ereignisse für die Antarktis müssten noch weiter erforscht werden,

Auch der Klimawandeldienst des EU-Programms Copernicus hatte bereits berichtet, dass die täglich gemessene Ausdehnung des antarktischen Meereises in diesem Februar den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1979 erreicht habe.