Früchte und Blätter der Latania loddigesii-Palme im Tropischen Botanischen Garten von Xishuangbanna, China
Renske Onstein/iDiv
Renske Onstein/iDiv
Biologie

Saurieraussterben veränderte Pflanzenevolution

Das Aussterben der Dinosaurier vor rund 66 Millionen Jahren hat die Evolution der Pflanzen verlangsamt. 25 Millionen Jahre lange gab es danach keine großen Pflanzenfresser mehr – dadurch bildeten sich Verteidigungsmerkmale wie Stacheln zurück und die Früchte wurden größer.

Dies teilt das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) in Leipzig am Montag mit.

Fossile und heutige Palmen verglichen

Ein Team um iDiv-Forscherin Renske Onstein hatte die Evolution am Beispiel von fossilen und heute lebenden Palmen untersuchte. Mit Hilfe genetischer Analysen verglichen die Fachleute die Entwicklung der Pflanzen während der Dinosaurierzeit mit jener danach. Dabei bestätigte sich zunächst, dass viele Palmenarten zur Zeit der Dinosaurier große Früchte trugen und mit Stacheln und Dornen an Stamm und Blättern versehen waren.

Das Forschungsteam stellte jedoch auch fest, dass die „Evolutionsgeschwindigkeit“, mit der neue Palmenarten mit kleinen Früchten entstanden, nach dem Saurieraussterben abnahm. Das Tempo derjenigen mit großen Früchten blieb hingegen nahezu konstant. Die Größe der Früchte selbst nahm jedoch ebenfalls zu, wie die Fachleute vor Kurzem in der Fachzeitschrift „Proceedings oft he Royal Society B“ berichteten. Es gab also auch noch nach dem Aussterben der Dinosaurier Palmen mit großen Früchten.

Früchte der Palme Manicaria saccifera
John Dransfield, Royal Botanic Gardens, Kew
Die großen, holzigen Früchte der Palme Manicaria saccifera, die für ihre Verbreitung auf große Tiere angewiesen sind

Blick in die erdgeschichtliche Vergangenheit

Offenbar konnten viel kleinere Tiere ebenso große Früchte fressen und die Samen mit ihren Ausscheidungen verbreiten. Damit widerlegten die Fachleute die bisherige Annahme, dass das Vorkommen großer Palmfrüchte ausschließlich von großen Pflanzenfressern abhing. Vielmehr entstand vermutlich eine dichtere Vegetation, in denen Pflanzen mit größeren Samen und Früchten einen evolutionären Vorteil hatten.

Auch die Zahl der Palmenarten mit Stacheln und Dornen nahm zunächst ab, weil offenbar ohne Fressfeinde keine Verteidigungsmerkmale mehr nötig waren. Diese kehrten demnach aber bei den meisten Palmenarten zurück, als sich neue große Pflanzenfresser entwickelten – im Gegensatz zu den Veränderungen bei den Früchten, die bestehen blieben. Die Ergebnisse ermöglichen den Forscherinnen und Forschernn zufolge einen Blick in die erdgeschichtliche Vergangenheit und tragen gleichzeitig zu einem besseren Verständnis der Folgen heutiger Aussterbeprozesse bei.