Bei zwei Kindern in Österreich war die Hepatitis unklarer Ursache Ende April bestätigt worden, beide kleinen Patienten sind stabil. Und es sind bisher auch keine weiteren Kinder hinzugekommen, sagt Thomas Müller, Leiter der Universitätsklinik für Kinderheilkunde in Innsbruck.
Die genaue Ursache der Häufung der Leberentzündung bei Kindern ist nach wie vor unklar. Aber es zeichne sich ab, dass es sich um ein immunologisches Geschehen im Körper nach einer Infektion handeln dürfte: Konkret könnte es sein, dass Virusreste in den Leberzellen überdauern und hier eine überschießende Immunreaktion auslösen. Es sei unwahrscheinlich, dass es sich um eine akute Virusinfektion handle.
Eltern können Leberlappen spenden
Das zu wissen sei deshalb so wichtig, weil es die Behandlung ändert, sagt Thomas Müller. Im Fall einer akuten Virusinfektion gebe es entweder keine Therapiemöglichkeit oder die Behandlung mit Virostatika. Wenn aber klar sei, dass es sich um einen auto-immunologischen Prozess handelt, dann sei eine immunsuppressive Therapie etwa mit Kortison angezeigt. Damit habe man bisher gute Erfahrungen gemacht. Frühzeitige Diagnose und Therapie erhöhen die Heilungschancen enorm.
Doch was, wenn es zu einer Transplantation kommen muss? Auch in diesem Fall sei eine rechtzeitige Vorbereitung entscheidend: Eine Lebendspende sei innerhalb von vierundzwanzig Stunden möglich. In der Regel kann in so einem Fall der Vater oder die Mutter, die blutgruppenkompatibel sind, den linken Leberlappen spenden. Derzeit können solche Lebertansplantationen bei Kindern nur in Innsbruck durchgeführt werden.
Auf Alarmsymptome achten
Besonders wichtig ist es, dass Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit einer Hepatitis in Betracht ziehen. Typische Symptome einer solchen Leberentzündung sind Gelbfärbung der Augen oder der Haut. Wenn ein Kind sich von einer scheinbaren Magen-Darm-Infektion kaum erholt oder überdurchschnittlich schwer krank erscheint, sehr abgeschlagen und müde ist, rät Thomas Müller zum Hausarzt, zur Kinderärztin zu gehen und eine Blutanalyse mit Leberwerten durchführen zu lassen.
Ob es einen Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie gibt, wird derzeit ebenso noch geprüft. Möglich wäre, dass die Kinder vor der Hepatitis eine Covid-19-Infektion durchgemacht haben. Ein Zusammenhang mit der CoV-Impfung wird ausgeschlossen, denn die meisten betroffenen Kinder sind nicht geimpft.