Kind, krank, Fieber
Suzi Media – stock.adobe.com
Suzi Media – stock.adobe.com
Medizin

Mögliche Ursache für Kinder-Hepatitis entdeckt

Mysteriöse Fälle von Hepatitis bei Kindern sind Anfang April erstmals in Großbritannien aufgetreten, auch in Österreich sind Kinder daran erkrankt. Britische Forscherinnen und Forscher berichten nun von den möglichen Ursachen: eine Kombination von bisher als harmlos geltenden Viren und einer genetisch bestimmten Immunreaktion.

Die Fachleute fanden große Mengen des Adenoassoziierten Virus 2 (AAV2) im Blut von Leberzellen erkrankter Kinder. In zwei unabhängig voneinander erschienenen Preprints – also von der Fachgemeinde noch nicht vollständig begutachteten Studien – hatten sie 25 Kinder mit den seltenen Hepatitisfällen untersucht. Bei 24 von ihnen entdeckten sie AAV2 im Blut, in der Vergleichsgruppe war das bei fast keinem Kind der Fall. Außerdem haben die infizierten Kinder eine Genvariante, die eine Überreaktion des Immunsystems begünstigt.

Koinfektion plus Erbanlage

Im April waren die ersten Fälle von „Hepatitis bei Kindern mit unklarer Ursache“ in Großbritannien aufgetreten, am 12. Juli berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von weltweit 1.010 Fällen und 22 Todesfällen – aufgetreten in 35 Ländern, darunter drei in Österreich.

Die Forscherteams der beiden Studien (hier die erste, hier die zweite) durchsuchten nun Blutproben erkrankter Kinder nach rund 200 Familien von Viren – AAV2 stach dabei heraus. Da sich das Virus nicht von selbst vermehren kann, braucht es „Helferviren“. Die Fachleute glauben deshalb, dass die Kinder mit einem zweiten Virus infiziert waren und fanden auch bei einem Großteil zwei „Verdächtige“: ein Adenovirus (HAdV-F41 bzw. HAdV-C) und ein Herpesvirus (HHV6).

Zudem fanden die Fachleute beider Studien bei vielen Kindern eine bestimmte Mutation im HLA-System – einem Komplex von Genen, die wichtig sind für die Immunreaktion des Körpers.

Coronavirus könnte nur indirekt Rolle spielen

SARS-CoV-2 spielt bei der Entwicklung der Krankheit hingegen keine direkte Rolle, wie beide Forschergruppen berichten. Indirekt könnte das aber der Fall sein, etwa weil die Kinder nach Ende der Kontaktbeschränkungen in kurzer Zeit einem „Bombardement“ unterschiedlicher Viren ausgesetzt waren.

Ob die beiden Studien tatsächlich die Ursachen für die Kinder-Hepatitis gefunden haben, ist noch unklar. Größere und umfangreichere Untersuchungen seien dafür nötig.