Vergleich

Geflüchtete in Österreich fühlen sich gesünder

In Österreich steht das Gesundheitssystem Geflüchteten von Anfang an zur Verfügung, in Deutschland haben sie bis zu 1,5 Jahre nur eingeschränkten Zugang. Das schlägt sich auch in der persönlichen Einschätzung nieder: Laut einer Studie ist der Anteil jener, die sich auch gesund fühlen, hierzulande um zwölf Prozent höher.

Für ihre im Fachjournal „PLOS ONE“ veröffentlichte Studie griffen Isabella Buber-Ennser und Bernhard Rengs vom Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und Judith Kohlenberger von der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien gemeinsam mit deutschen Kollegen auf zwei vergleichbare Befragungen in Deutschland und Österreich zurück. Darin wurden 18- bis 59-jährige geflüchtete Frauen und Männer aus Syrien, Afghanistan und dem Irak befragt, die zwischen 2013 bis 2016 Österreich bzw. Deutschland erreichten. Die Stichprobe umfasste 2.854 Befragte in Deutschland und 374 in Österreich.

Trotz Ähnlichkeiten der Gesundheitssysteme sowie großer Einwanderungswellen in den Jahren 2014 bis 2018 in beiden Ländern scheint es Geflüchteten in Österreich gesundheitlich deutlich besser zu gehen, schreiben die Forscher: Während hierzulande rund 89 Prozent der Befragten angaben, bei guter oder sehr guter Gesundheit zu sein, waren es in Deutschland lediglich 72 Prozent.

Gesundheitssystem öffnen

Weil die Unterschiede nicht nur auf das Gesundheitssystem zurückzuführen sein könnte, sondern auch andere Faktoren wie die Zusammensetzung des Samples nach Nationalität, Alter, Bildung oder sozialer Gruppe eine Rolle spielen könnten, verglichen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die selbst eingeschätzte Gesundheit von Personen in beiden Ländern, die sich in vielen soziodemografischen Eigenschaften ähnelten. Dadurch wurden die Unterschiede zwischen den beiden Ländern zwar etwas geringer, aber dennoch war der Anteil Geflüchteter mit (sehr) guter Gesundheit in Deutschland zwölf Prozentpunkte geringer als in Österreich.

„Deutschland könnte durch eine Öffnung des Gesundheitssystems deutliche Verbesserungen beim Gesundheitszustand der Geflüchteten erreichen und dadurch in Zukunft zusätzliche Kosten vermeiden“, schlussfolgern die Autoren.

Herkunftsland entscheidend

Entscheidend für den Gesundheitszustand der Geflüchteten war aber auch das Herkunftsland. So waren etwa 93 Prozent der Syrer in Österreich bei (sehr) guter Gesundheit, während nur 88 Prozent der Iraker und 75 Prozent der Afghanen das von sich sagten. Ähnlich, nur etwas niedriger waren die Werte der in Deutschland befragten Geflüchteten (74, 68 bzw. 66 Prozent).

In der Befragung zeigten sich ähnliche Muster wie bei der einheimischen Bevölkerung: Männliche Befragte gaben häufiger an, bei guter Gesundheit zu sein. Dagegen gingen ein höheres Alter oder ein niedriger Bildungsgrad öfter mit einem schlechten Gesundheitszustand einher. Die Länge des Aufenthalts im Gastland und des Asylprozesses spielten hingegen keine Rolle.