Eine Frau weint
APA/BARBARA GINDL
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Psychologie

Die fünf Gründe zu weinen

Der Mensch ist vermutlich das einzige Lebewesen, das aus emotionalen Gründen weint. Fachleute haben die menschlichen Tränenflüsse nun in fünf Kategorien eingeteilt: Einsamkeit, Machtlosigkeit, Überforderung, Harmonie und Medienkonsum.

Der Einteilung in diese Kategorien liege die Überlegung zugrunde, dass emotionale Tränen immer dann auftreten, wenn psychologische Grundbedürfnisse entweder nicht erfüllt oder aber sehr intensiv befriedigt würden, schreiben sie im Fachjournal „Motivation and Emotion“.

Unerfüllte und erfüllte Bedürfnisse

Das Team um den Sozialpsychologen Johannes Keller von der Universität Ulm verweist etwa darauf, dass Einsamkeit durch ein nicht erfülltes Bedürfnis nach Nähe zustande kommt – und so zu Tränen führen könne. Zu dieser Kategorie zählen sie auch Tränen aufgrund von Liebeskummer oder Heimweh.

Freudentränen dagegen treten laut den Fachleuten nach der intensiven Befriedigung des Bedürfnisses nach Harmonie auf – etwa auf einer Hochzeit. Als Beispiel für Tränen aufgrund von Machtlosigkeit nennen sie etwa die Reaktion auf eine Todesnachricht.

Medienkonsum: Tränen und Freudentränen

Weinen in Kategorie „Medienkonsum“ weise mehrere Besonderheiten auf. Im Vergleich zu den anderen Kategorien ist die weinende Person dabei nur indirekt betroffen und die Tränen treten „stellvertretend“ auf. Der Auslöser ist ein Erlebnis, das der Hauptfigur eines Buches oder Filmes widerfährt, in die sich die Person hineinversetzt. Zudem kann man Tränen bei einem Drama, aber eben auch bei einer Komödie vergießen, in dieser Kategorie können also Freudentränen und Tränen der Traurigkeit fließen.

Kann auch Reflex sein

Klar zu unterscheiden sind die emotionalen Tränen von den sogenannten basalen Tränen, die das Auge feucht halten und schützen. Auch Tränen als Reflex auf Kälte, Wind oder beim Zwiebelschneiden ließen die Forscher bei ihrer Studie außen vor.

Um das menschliche Weinen zu ergründen, hatten die Forscher in zwei Online-Umfragen Menschen zu Gründen für emotionale Tränen befragt. In einem weiteren Versuch sollten Versuchspersonen täglich Tagebuch führen. Dabei zeigte sich etwa, dass jüngere Menschen häufiger als ältere aufgrund von Überforderung weinten.

Ungeklärte Fragen

Die Psychologinnen und Psychologen sehen die Studie als Grundlage für weitere Forschung zum Phänomen emotionaler Tränen. „Bisher weiß man relativ wenig darüber, welche Rolle emotionale Tränen bei psychischen Erkrankungen spielen. Außerdem fehlen systematische Erkenntnisse darüber, wie Tränen soziale Interaktionen regulieren“, teilte Johannes Keller mit. Bisher fehlten etwa Erkenntnisse darüber, welchen Einfluss Tränen darauf haben, ob ein Mensch einen anderen unterstützt, Die Identifikation der fünf häufigsten Gründe des Weinens könne dabei helfen, diese Fragen in Zukunft zu beantworten.