Schachteln mit dem Covid-19 Impfstoff des österreichisch-französischen Unternehmens Valneva am Dienstag, 23. August 2022, in Wels. Beim Vakzin VLA2001 handelt es sich um den bisher einzigen Ganzvirus-Impfstoff.
APA/MATTHIAS LAUBER
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Valneva-Impfstoff

Sympathien, aber geringe Impfbereitschaft

In den kommenden Tagen starten in ganz Österreich die Impfungen mit dem neuen CoV-Impfstoff des Unternehmens Valneva. Ungeimpfte Menschen zeigen laut einer aktuellen Studie zwar Sympathien – die Bereitschaft, sich jetzt impfen zu lassen, ist dennoch gering.

Beim Valneva-Impfstoff handelt es sich um einen Ganzvirusimpfstoff: Es wird das gesamte Sars-CoV-2-Virus genommen und abgetötet, damit es sich im Körper nicht mehr vermehren kann. „Das Immunsystem sieht dieses vollständige Virus und beginnt mit der Produktion von Antikörpern“, erklärt die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Medizin-Universität Wien. Die bisherigen Impfstoffe haben sich im Vergleich immer nur auf das Stacheleiweiß an der Oberfläche des Virus konzentriert. Das ist jener Teil, mit dem der Erreger an den Körperzellen andockt.

Vergleichbare Wirkung

Laut den Zulassungsstudien wirkt Valneva gut gegen eine schwere Erkrankung – vergleichbar mit den bisherigen Impfstoffen. In Sachen Infektion reduziert die Omikron-Variante auch die Wirkung. Der erste „Totimpfstoff“ gegen das Coronavirus ist Valneva genau genommen nicht, denn auch alle anderen Impfstoffe arbeiten mit Virusteilen, die sich nicht vermehren können, sind also im medizinischen Sinn ebenfalls Totimpfstoffe. Das Gegenteil sind Lebendimpfstoffe, wie es sie etwa gegen Masern, Mumps und Röteln gibt. Dabei wird mit dem Virus geimpft, das sich im Körper noch vervielfältigen kann.

Der Valneva-Impfstoff ist zugelassen – und auch vom Nationalen Impfgremium (NIG) empfohlen – für Menschen im Alter zwischen 18 und 50 Jahren. Allerdings nur für die Grundimmunisierung, also für bisher ungeimpfte Menschen. Für Personen, die bereits geimpft wurden, gibt es derzeit keine Empfehlung, Valneva als Booster oder Auffrischung zu verwenden – eine Studie von Valneva dazu läuft.

„Kein Grund, sich doch noch impfen zu lassen“

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sieht den Impfstoff als „Angebot für Menschen, die den mRNA-Impfungen skeptisch gegenüberstehen“. Aber kann der Impfstoff tatsächlich noch Menschen ansprechen, die sich bisher nicht haben impfen lassen? Dem Politologen und Kommunikationswissenschaftler Jakob-Moritz Eberl liegen erste Ergebnisse einer noch laufenden Studie von Uni Wien, Medizin-Universität Wien und der Universität Perugia in Italien vor. Dafür hat man mehr als 6.000 Menschen befragt, wie sehr sie sich von einem klassischen Ganzvirus-Impfstoff angesprochen fühlen.

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APA/HELMUT FOHRINGER
Ungeimpfte Menschen in Österreich finden klassische Impfstoffe wie jenen von Valneva prinzipiell sympathisch. Zumindest momentan bedeutet das aber laut Studie nicht, dass sie sich auch impfen lassen.

Das Ergebnis: Insgesamt war die Resonanz unter ungeimpften Menschen in Österreich positiv, aber auch ein solcher Impfstoff sei kein „Gamechanger“, so Eberl: „Wir gehen davon aus, dass ein Impfstoff wie jener von Valneva die Durchimpfungsrate in Österreich im kleinen einstelligen Prozentbereich wachsen lässt.“ Denn: „Die Menschen sehen keinen Grund mehr, ihr Verhalten zu verändern, also sich nach mehr als zwei Jahren Pandemie doch noch impfen zu lassen.“ Zumindest für den Moment sehe er das so, sagt Eberl – eventuell ändere sich das in den kommenden Monaten, wenn auch die Umstände anders werden, etwa durch eine neue Welle.

Österreichisches Phänomen

Größeres Potenzial hat der Valneva-Impfstoff laut den vorläufigen Studienergebnissen bei Menschen, die sich schon ein- bis zweimal haben impfen lassen und nun zögern oder müde geworden sind. Hier wäre auch der Zeitpunkt insofern günstig, als der Impfstoff jetzt in Österreich verfügbar ist. Das einzige Problem ist, dass Valneva für eine Mischimpfung – den sogenannten heterologen Booster nach mRNA oder AstraZeneca – keine Zulassung hat.

Ein ebenfalls interessantes Ergebnis der laufenden Untersuchung: Die Sympathie für den Ganzvirusimpfstoff ist ein österreichisches Phänomen – das zeigt der Vergleich mit Ergebnissen der beteiligten Universität Perugia. In Italien sieht man diesen Effekt nicht, „die mRNA-Impfstoffe hält man dort für genauso gut“, so Eberl.