Hochschulen

SFU könnte Zulassung für Medizinstudium verlieren

Seit 2015/16 bietet die Wiener Sigmund-Freud-PrivatUniversität (SFU) auch Medizinstudien an. Dem Masterstudiengang Humanmedizin könnte allerdings bald das Aus drohen – und auch die anderen Studiengänge haben Probleme.

In einem Gutachten für die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria), das mehreren Medien zugespielt wurde und das auch der APA vorliegt, wird empfohlen, die Akkreditierung des Masterstudiengangs Humanmedizin wegen Qualitätsmängeln zu widerrufen. Die endgültige Entscheidung fällt voraussichtlich Mitte November.

Auf Anfrage von Ö1 sagte der Pressesprecher der SFU, Manuel Jakab: „Die Details, die jetzt an die Öffentlichkeit gelangt sind leider – und man muss sagen leider, weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt – nur ein Teil eines Dreiecks.“ Es fehle etwa noch die Gegenstellungnahme der Sigmund Freud-PrivatUniversität, diese werde bis Anfang November vorliegen, und darin werde die Privatuniversität „einige von den genannten Details ausräumen“.

Ministerium: Abschluss für Studierende „sichergestellt“

Auch AQ-Austria-Geschäftsführer Jürgen Petersen betont, dass es sich um ein noch nicht abgeschlossenes Verfahren handle. Dass dieses nun öffentlich geworden sei, belaste das Verfahren „auch ein Stück weit“. Er denke aber trotzdem, dass „das Board unbefangen und objektiv und auf Basis aller Erkenntnisse entscheiden wird.“

Wichtig sei, dass alle derzeit an der Privatuniversität Studierenden ihre Medizinausbildung abschließen können, betont ein Sprecher des Bildungsministeriums auf Nachfrage von Ö1, und das sei jedenfalls sichergestellt. Ob das Studium auch im kommenden Herbst wieder angeboten wird, soll sich im Laufe der nächsten Monate entscheiden.

51 Auflagen für gesamte Uni

Über die gesamte Sigmund-Freud-Privatuniversität (sie bietet neben Medizin auch Psychologie, Psychotherapiewissenschaft und Jus an) orten die Gutachterinnen und Gutachter zahlreiche Abweichungen von den geforderten Standards für Entwicklungsplan und Qualitätsmanagement. Sie empfehlen dem Board der AQ Austria für eine Reakkreditierung der Privatuniversität 51 Auflagen. Die Akkreditierung solle außerdem nur für sechs und nicht wie beantragt für zwölf Jahre verlängert werden. Eine hohe Zahl an Auflagen gibt es dabei auch für die Fakultät für Psychotherapiewissenschaft und Psychologie, mit der die Uni 2005 begonnen hatte. Dort orten die Gutachter u.a. Schwächen beim Personal.

Beim Masterstudium Medizin schätzen die Gutachter die Mängel in ihrem Bericht sogar als „nicht behebbar“ ein und empfehlen deshalb, die Akkreditierung für dieses Studium zu widerrufen. Grund sind „große Abweichungen von national und international üblichen Standards“: Es gebe zu wenig Personal, und eine adäquate Forschungsleistung sei bei 120 Quadratmetern Laborfläche, die zusätzlich für die Lehre genutzt werden, nicht möglich.

Fehlen eines eigenen Uni-Klinikums

Noch dazu haben die Gutachterinnen und Gutachter „erhebliche Bedenken“ bei den Studienplänen: Durch das Fehlen eines eigenen Uni-Klinikums gebe es zu spät und zu wenig klinischen Unterricht, wegen der Vielzahl kooperierender Kliniken sei ein einheitlicher Ausbildungsstandard „kaum zu erreichen“. Zwar trauen die Fachleute der SFU grundsätzlich zu, einen guten Humanmedizin-Studiengang anzubieten – eine Behebung der vielen Mängel sei innerhalb der gesetzlich vorgesehenen Frist von zwei Jahren aber nicht möglich. Die Uni solle sich Zeit nehmen, um ihr grundsätzliches Konzept zu überdenken.

SFU antwortet bis Oktober

Die SFU hat noch bis Anfang Oktober Zeit, zum Gutachten Stellung zu nehmen. „Wir werden alle Fragen zufriedenstellend beantworten“, betont SFU-Rektor Alfred Pritz gegenüber der APA. Bei einer Sitzung im November könnte dann das Board der AQ Austria seine Entscheidung treffen, ob bzw. unter welchen Auflagen die Akkreditierung der Privatuni bzw. der einzelnen Studiengänge verlängert wird.

Die SFU kann die Entscheidung beim Bundesverwaltungsgericht beeinspruchen. Selbst im Falle eines Widerrufs der Akkreditierung dürfen allerdings alle Studierenden ihr Studium noch abschließen.

Polit-Aufregung in der Steiermark

In der Steiermark sorgt das Gutachten schon jetzt auch für politische Aufregung. Immerhin hat das Land erst im Frühjahr ein neues Stipendienprogramm mit der SFU etabliert: Das Land übernimmt für 60 Studienanfänger bzw. -anfängerinnen der kommenden drei Jahre die Studiengebühren, im Gegenzug arbeiten diese nach ihrem Abschluss verpflichtend zehn Jahre für die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes). Neun Mio. Euro investiert der steirische Gesundheitsfonds dafür in Summe.

Die ersten Stipendiaten beginnen diesen Herbst ihre Ausbildung – und werden diese auch garantiert an der SFU abschließen können, wird gegenüber der „Kleinen Zeitung“ im Büro der zuständigen Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) garantiert. Die steirischen Grünen haben bereits angekündigt, das mögliche Aus des Medizin-Masters der SFU im Sonderlandtag am Donnerstag zum Thema zu machen. Die KPÖ hat Bogner-Strauß aufgefordert, die Kooperation schnellstmöglich aufzulösen.